Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie sehr oft und sehr viel stillen, dreht sich die erste Frage um das Alter Ihres Kindes. Es besteht nämlich ein großer Unterschied hinsichtlich der geltenden Ratschläge, abhängig davon, ob Sie ein kleines neugeborenes Baby haben oder bereits ein etwas älteres Kind stillen.
Das neugeborene Kind
Die ersten drei Tage nach dem Milcheinschuss saugt das Kind oft sehr oft und intensiv. Es bekommt als Nahrung die in der Brust vorhandene Vormilch. Diese Vormilch/Kolostrum ist nicht immer mit bloßem Auge zu erkennen. Sie enthält jedoch alles, was das Kind benötigt und ist reich an Antikörpern und Proteinen und anderen für das Kind wichtigen Substanzen. Das gesunde, voll ausgetragene Baby saugt oft direkt nach der Geburt und kann in den ersten 24 Stunden danach sehr viel schlafen. Aber die nächsten Tage nach der Geburt will das Kind mindestens acht Mal pro Tagen saugen, häufig erheblich mehr. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Ihr Baby abends öfter und mehr trinken möchte – bereiten Sie sich darauf tagsüber vor, indem Sie ruhen und selbst ausreichend essen und trinken.
Verfahren Sie wie folgt
- Bieten Sie Ihrem Kind das Stillen an verschiedenen Brüsten an (wechseln Sie zwischen den Brüsten ab). Wenn das Kind die Brust loslässt und einschläft und erneut aufwacht, wechseln Sie die Brust. Oft möchte das Kind pro Stillmahlzeit an „vier Brüsten“ gestillt werden. Beispiel: Sie beginnen mit der einen Brust, wechseln auf die andere und machen eine Pause. Danach wechseln Sie vielleicht die Windel und beginnen wieder mit der ersten Brust (die dritte) und beenden das Stillen mit einer Gute-Nacht-Mahlzeit an der zweiten Brust (vierte). Stellen Sie sich das wie ein „Vier-Gänge-Menü“ vor.
- Lassen Sie das Kind mit freien Atemwegen viel Haut-an-Haut liegen.
- Denken Sie daran, dass das Kind beim Saugen eine größere Milchmenge stimuliert – je mehr das Kind saugt, desto mehr Milch später. Je weniger das Kind saugt, desto weniger Milch später. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind bestellt die Milch für einen späteren Zeitpunkt, indem es jetzt saugt.
Viele Eltern haben den Eindruck, dass sie nur mit Mühe beurteilen können, ob das Kind ausreichend Nahrung bekommt. Wenn das Kind die ganze Zeit saugen möchte und mehrmals pro Tag uriniert und Stuhlgang hat, sind Magenschmerzen selten das Problem, sondern stillen Sie mehr, ruhen Sie sich aus und trinken Sie. Seien Sie aufmerksam und achten Sie darauf, was das Kind an der Brust tut und werten Sie jede Stillmahlzeit aus.
So können Sie denken
Wenn Sie ständig Ihr Neugeborenes an der Brust haben, können Sie daran denken, dass dies nicht während der gesamten Stillzeit so sein wird. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto größer die Intervalle zwischen den Stillmahlzeiten. Sie werden ein Muster finden, das Ihnen beiden passt. Denken Sie daran, dass dies eine sehr begrenzte Zeit ist. Es sind nur einige Tage – vielleicht eine Woche, in der jetzt am Anfang Ihr Kind sehr oft gestillt werden möchte (danach sind ja alle Kinder sehr unterschiedlich) und je mehr das Kind jetzt saugt, desto mehr Milch wird gebildet, denn auf diese Weise „bestellt“ Ihr Kind Milch für einen späteren Zeitpunkt.
Stillen und Nähe
Ihr Kind möchte gern in Ihrer direkten Nähe und der Ihres Partners/Ihrer Partnerin liegen – vielleicht sogar die ganze Zeit. Beim Stillen geht es nicht nur um Nahrung, sondern auch um Nähe und Geborgenheit. Noch vor kurzem lag das Kind in Ihrem Babybauch, und jetzt nach der Geburt braucht es weiterhin sehr viel Nähe. Sie können bereits von Beginn ab ein Tragetuch ausprobieren: damit liegt das Kind direkt an Ihrem Körper, und Sie haben die Hände frei.
Das etwas ältere Kind
Wenn Ihr Kind etwas älter ist und Sie den Eindruck haben, dass Sie es sehr oft stillen, empfiehlt es sich, etwas intensiver darauf zu achten, wie sich das Kind an der Brust verhält, wenn es gestillt wird. Saugt es aktiv? Liegt es an der Brust und nuckelt nur oder schläft sogar mit der Brustwarze im Mund ein? Das ist in Ordnung. Wenn Sie aber den Eindruck haben, dass das Kind sofort aufwacht, wenn Sie es von der Brust nehmen und dann wieder Hunger hat, sollten Sie die Zeit abkürzen, die das Kind mit der Brustwarze im Mund liegt und schläft. Lassen Sie das Kind saugen, aber aktiver – wecken Sie das Kind zwischen den Stillmahlzeiten an jeder Brust – Sie können Ihrem Kind 1-4 Mal die Brust pro Stillmahlzeit bieten.
So gehen Sie vor
Sie können Ihr Kind wecken, indem Sie Ihren Finger in der Hand des Kindes halten (Greif- und Saugreflex gehören zusammen) und auf diese Weise Ihr Kind wieder dazu bringen, dass es weitersaugt. Es ist völlig normal, dass das Kind kleine Pausen einlegt, lassen Sie dies zu, und nehmen Sie das Kind vor allem nicht zu schnell von der Brust. Manchmal, wenn Sie Ihr Kind von der Brust nehmen, merken Sie, dass es weiterhin hungrig ist und direkt aufwacht und weitersaugen möchte. Dann bieten Sie Ihrem Kind die Brust wieder an. Sie sind dann mental darauf vorbereitet, dass die Stillmahlzeit noch nicht zu Ende ist. Denken Sie dagegen, dass das Kind jetzt fertiggegessen hat, und dass Sie jetzt etwas anderes tun, essen oder duschen können, dann sind Sie vielleicht genervt, wenn Sie gezwungen sind, weiter zu stillen. Achten Sie immer darauf, dass das Kind richtig satt ist – danach sind Sie an der Reihe, das zu tun, was Sie sich vorgenommen haben.