Jetzt ist der Muttermund ganz geöffnet, der Kopf des Kindes hat sich gedreht und dringt weiter nach unten durch den Geburtskanal. Nach und nach spüren Sie den Drang, durch „Presswehen“ das Kind zur Welt zu bringen. Wenn der Kopf des Kindes vollständig nach unten gelangt ist und den Beckenboden erreicht hat, ist dafür der richtige Augenblick. Dies erfolgt mit Hilfe des Austreibungsreflexes. Der Druck auf den Enddarm bewirkt, dass man das „Pressen“ nicht vermeiden kann. Die Hebamme ist dabei stets an Ihrer Seite und führt Sie durch alle Schritte.
Bei Erstgebärenden sind 2 Stunden normal von dem Zeitpunkt, an dem der Muttermund ganz geöffnet ist, bis zu dem Zeitpunkt, wo der Kopf des Kindes gegen den Beckenboden steht. Normalerweise dauert es eine Stunde, bis das Kind durch starke Wehen geboren ist. Hat die Frau bereits zuvor schon einmal entbunden, geht dies beim nächsten Mal erheblich schneller. Kind Nummer eins hat sozusagen seinen Geschwistern einen Weg gebahnt.
In dieser Phase benötigen Sie Hilfe, sich auf die Pausen zu konzentrieren und Ruhe zu finden – obwohl die Pausen vielleicht nur eine oder gar nur wenige Minuten dauern. Es ist jetzt nicht ungewöhnlich, dass Frauen Gefühle ausdrücken, wie z. B.: „Das wird niemals klappen, ich will nach Hause.“ Jetzt kommt es darauf an, dass Sie den Mut aufbringen, fest daran zu glauben, dass es klappen wird, dass das Kind unterwegs ist. Bei zunehmenden Wehen und bei hohem Druck auf den Enddarm ist es nicht ungewöhnlich, dass die Frau der Überzeugung ist, sie würde jetzt Stuhlgang haben und der Unterleib würde reißen. Viele haben von Anfang an bereits Sorgen, dass es zu einem großen Riss im Unterleib kommen könnte – was auch völlig verständlich ist. Dabei kann es gut sein zu wissen, dass es die 100-prozentige Aufgabe der Hebamme ist, alles dafür zu tun, dass ein Riss, wenn es dazu kommt, so klein bleibt wie nur möglich.
In dieser Phase, wenn das Kind geboren werden soll, sind Kommunikation und Vertrauen zwischen Hebamme und Ihnen von größter Bedeutung. Die Hebamme wird Sie bei der Geburt des Kindes leiten, daran brauchen Sie jetzt gar nicht zu denken. Vielleicht fühlt sich jetzt Ihr Partner/Ihre Partnerin „außen vor“, aber rein emotionell ist die Präsenz des Partners/der Partnerin wichtig, damit Sie sich sicher und geborgen fühlen.
Quelle(n):
- Abascal, G., & Huss, M. S. (2018). Att föda. Bonnier Fakta.