Auch wenn das erste Lebensjahr deines Kindes vor allem von Brabbeln geprägt ist, lernt dein Kind in dieser Zeit bereits intensiv, Sprache zu verstehen. Bevor es sein erstes Wort spricht, analysiert es den Klang, den Rhythmus und die Intonation der Sprache der Erwachsenen. Das Wichtigste, womit du dein Kind unterstützen kannst, ist also: sprich mit ihm. Sprich oft und auf unterschiedliche Weise – beim Füttern, Spazierengehen, Spielen oder Wickeln. Erzähl, was du gerade tust, benenne Gegenstände, zeige auf Dinge und kommentiere, was um euch herum passiert. Es geht nicht darum, „gegen die Wand zu reden“, sondern eine Umgebung zu schaffen, in der Kommunikation ganz natürlich stattfinden kann.
Studien zeigen, dass Kinder, mit denen Eltern häufiger und mehr sprechen, ihre sprachlichen Fähigkeiten schneller entwickeln. Denk daran: Dein Kind versteht viel mehr, als es sagen kann – und dieses Verstehen ist die Grundlage für die weitere Sprachentwicklung.
Gestik und Mimik – Körpersprache spricht Bände Bevor ein Kind zu sprechen beginnt, kommuniziert es mit seinem Körper. Es zeigt mit dem Finger, hebt die Arme, kuschelt sich an, gibt Laute von sich oder schaut dich bedeutungsvoll an. Das ist eine natürliche Phase, die dem Sprechenlernen vorausgeht. Ermutige dein Kind, Gesten zu benutzen: „Tschüss“, „Bravo“, „weg“, „gib“ – und reagiere auch auf seine eigenen Zeichen. Die Unterstützung nonverbaler Kommunikation hilft nicht nur dabei, die Bedürfnisse deines Kindes besser zu verstehen, sondern ist auch ein wirksames Mittel zur Förderung der Sprachentwicklung. Nach Empfehlungen von Logopädinnen und Logopäden kannst du einfache unterstützende Gesten, sogenannte Makaton-Gesten, einführen. Sie ersetzen die Wörter nicht, helfen deinem Kind aber, Beziehungen aufzubauen und den Sinn von Kommunikation zu begreifen.
Lesen und Spielen mit Klängen Schon ein Einjähriger kann ein Lieblingsbuch haben – am besten eines mit dicken Seiten, klaren Bildern und kurzen Sätzen. Gemeinsames Lesen stärkt nicht nur die Bindung, sondern erweitert auch den Wortschatz, die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit. Wähle Bücher mit rhythmischen Texten, Reimen oder wiederkehrenden Formulierungen – sie helfen deinem Kind, Sprachmelodien und Klänge zu erkennen und sich zu merken.
Lautnachahmungsspiele wie „muh“, „wau wau“ oder „piep piep“ sind eine wunderbare Übung für die Sprechorgane. Sing einfache Lieder, klatsche im Takt, wiederhole Silben rhythmisch. Durch Nachahmung lernt dein Kind die Artikulation, die Melodie der Sprache und die Bedeutung von Wörtern.
Wann du aufmerksam werden solltest und wie du weiter unterstützen kannst Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, aber es gibt bestimmte Anhaltspunkte, bei deren Überschreiten eine Rücksprache sinnvoll ist. Wenn dein Einjähriger nicht auf seinen Namen reagiert, nicht zeigt, keine Laute oder Gesten nachahmt, keine Silben äußert oder noch keine einfachen Wörter benutzt, ist es ratsam, eine Logopädin oder einen Logopäden zu konsultieren. Frühe Unterstützung ist kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance, die Sprachentwicklung gezielt zu fördern.
Vergiss nicht: Du bist die erste Sprachlehrerin deines Kindes. Unterstütze es mit Geduld, korrigiere nicht streng und bewerte nicht. Freue dich über jedes Wort, jede Silbe, jede Kommunikationsversuch. Wiederhole die Worte deines Kindes in der richtigen Form – aber ohne Kritik. Freude an der Kommunikation ist der Schlüssel. Wenn dein Kind spürt, dass seine Stimme etwas bewirken kann, wird es immer mehr Lust bekommen, zu sprechen.
*Quellen: Deutscher Bundesverband für Logopädie Polnische Gesellschaft für Logopädie*
