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Was Oxytocin im Körper macht

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Alle Menschen, Männer sowie Frauen, verfügen in ihren Körpern über das Hormon Oxytocin. Es wird hauptsächlich bei körperlichem Kontakt wie Umarmungen, Berührungen, Massagen und Geschlechtsverkehr ausgeschüttet. Es wird üblicherweise als “Wohlfühlhormon” oder “Kuschelhormon” unseres Körpers bezeichnet, da es dafür verantwortlich ist, unsere sozialen Fähigkeiten zu verbessern, uns zu beruhigen und sogar Stress zu reduzieren. Es handelt sich um ein Hormon, das in unseren Körpern als Unterdrücker für Stress agiert. Oxytocin wirkt sich außerdem positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus ‒ kurzfristig sowie langfristig.

Wie schütten wir es aus?

Ein Bereich, der sehr berührungsempfindlich ist, sind unsere Brüste und Umgebung. Dort verfügen wir über viele Rezeptoren, an die sich Oxytocin bindet. Bei einem Rezeptor handelt es sich um ein Eiweißmolekül. Das Oxytocin bindet sich daran, um dort aktiviert zu werden und wird dann mit seiner Wirkung den ganzen Körper erreichen. Das bedeutet, dass wir eine zusätzliche Ausschüttung des Hormons hervorrufen können, indem wir diesen sensiblen Bereich berühren oder massieren.

Die Ausschüttung von Oxytocin kann beispielsweise während des Geburtsvorgangs hilfreich sein, da Oxytocin wehenfördernd wirkt und zur natürlichen Schmerzlinderung beiträgt. Das Hormon kann außerdem während sportlicher Aktivitäten, beim Tanzen oder Singen ausgeschüttet werden, also nicht ausschließlich bei körperlichen Kontakt mit anderen Personen. Allerdings ist es üblicher, dass wir Wohlgefühl und Freude empfinden, wenn wir in einer Gruppe von Personen aktiv sind ‒ dank der positiven Eigenschaften von Oxytocin.

Während der Wehen

Während des Geburtsvorganges ist Oxytocin mit Abstand das wichtigste Hormon unseres Körpers. Ohne dieses könnte sich die Gebärmutter (welche als großer Muskel arbeitet) nicht zusammenziehen. Dies wiederum bedeutet, dass die Wehen nicht einsetzen würden. Wenn sich das Oxytocin an die Rezeptoren der Gebärmutter bindet, führt dies zu Kontraktionen. Falls eine Frau während des Geburtsvorganges ‒ aus welchen Gründen auch immer ‒ über nicht genug körpereigenes Oxytocin verfügt, kann künstliches Oxytocin verabreicht werden, welches eine identische Auswirkung auf die Gebärmutter hat. Es wird über einen intravenösen Zugang verabreicht und hilft der Gebärmutter, indem es sie stärkt. Natürliches Oxytocin lindert außerdem die Schmerzen während der Geburt. Da die körperlichen Reize der Kontraktionen der Gebärmutter auf das Ungeborene übertragen werden, wird bei jeder Wehe auch Oxytocin im Körper des Babys freigesetzt.

Stress vs. Oxytocin

Stress behindert den positiven Effekt von Oxytocin beziehungsweise der Hormone, die ausgeschüttet werden. Wir können dies beispielhaft an einem Paar veranschaulichen, das Geschlechtsverkehr hat und plötzlich von einem oder mehreren Fremden überrascht wird, die den Raum betreten. Was geht in dem Paar vor? Aller Wahrscheinlichkeit nach verflüchtigen sich die Gefühle von Geborgenheit und Vertrauen, die nur wenige Momente zuvor präsent waren. Stattdessen gelangen das Paar in eine Verteidigungshaltung, die das Stresssystem triggert.

Die Hormone, die in einem solchen Fall ausgeschüttet werden, sind unter anderem Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Diese Hormone binden sich an die gleichen Rezeptoren wie Oxytocin. Das bedeutet, dass diese im Körper den Platz von Oxytocin einnehmen und damit den gegensätzlichen Effekt hervorrufen. Wenn die erwähnten Hormone die Rezeptoren erreichen, beginnt das Herz schneller zu schlagen, der Blutdruck steigt und wir erfahren eine sogenannte Stressreaktion. Diese Art von Reaktion und der Austausch der Hormone kann innerhalb von Sekunden passieren. Das ist der Grund, warum dieser Vorgang auch als autonome Reaktion bezeichnet wird. Unser autonomes Nervensystem, das direkt mit unseren Emotionen und Wahrnehmungen verbunden ist, wird aktiviert. Daher ist es notwendig, dass jegliche Stressfaktoren während des Geburtsvorganges soweit wie möglich reduziert werden, damit das Oxytocin seine volle Wirkung entfalten kann.

Gründe, warum du dich nicht sorgen solltest

Oxytocin ist ein Hormon, das aus neun unterschiedlichen Aminosäuren besteht. Vertauschen zwei davon ihre Plätze, würde interessanterweise ein weiteres Hormon namens Vasopressin entstehen. Vasopressin aktiviert den Sympathikus, worunter unser Stresssystem gemeint ist. Dies veranschaulicht, dass unser “Wohlfühlsystem” und unser “Stresssystem” sehr eng miteinander verbunden sind ‒ und das sowohl auf emotionaler als auch auf molekularer Ebene. Es ist wichtig zu verstehen, wie diese beiden Systeme gleichermaßen eine Unterstützung als auch eine Behinderung beim Geburtsvorgang darstellen können. Kurzgefasst: Das wichtigste Hormon für die Geburt ist Oxytocin. Es wird ausgeschüttet, wenn wir ruhig sind und uns wohlfühlen und gehemmt, wenn wir Stress und Angst verspüren.

Weitere Informationen zum Thema Oxytocin findest du in der Kategorie Schwangerschaft, Artikel & Tools.

Quelle(n):

  • Myles, M.F., Marshall, J.E. & Raynor, M.D. (red.) (2014). Myles textbook for midwives. (16th edition). Edinburgh: Elsevier.