Viele Eltern erleben den Moment, in dem ihr bisher entspanntes Baby plötzlich bei jedem Versuch der Trennung weint – sogar nur für kurze Zeit. Das ist ein typisches Anzeichen der sogenannten Trennungsangst, die am häufigsten zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat auftritt. In dieser Phase beginnt dein Baby zu verstehen, dass Mama und Papa eigenständige Personen sind, die auch aus seinem Blickfeld verschwinden können. Früher nahm das Kind an, dass die Eltern immer „da“ sind – nun erkennt es die Trennung, und das löst Angst aus. Auch wenn es anstrengend sein kann, ist dies ein sehr wichtiger Schritt in der emotionalen Entwicklung, der zeigt, dass das Gehirn deines Babys reift und die ersten tiefen Bindungen entstehen.
Typische Anzeichen der Trennungsangst Trennungsangst kann sich auf verschiedene Weise zeigen. Dein Baby kann protestieren, wenn es bei einer anderen Betreuungsperson bleibt, weinen, sobald du den Raum verlässt, oder Schwierigkeiten haben, alleine einzuschlafen. Manche Babys klammern sich fest an die Eltern, andere reagieren mit Weinen, Schreien oder Quengeln. Wichtig ist: Das ist keine „Manipulation“, sondern echte Gefühle und ein starkes Bedürfnis nach Nähe. Die Symptome treten oft am Abend oder in neuen Situationen auf – zum Beispiel, wenn die Mama wieder arbeiten geht oder sich der Tagesrhythmus verändert. Das ist eine ganz normale Reaktion auf Unsicherheit und das Bedürfnis nach Geborgenheit.
Wie kannst du dein Kind unterstützen und Sicherheit geben? Der erste Schritt ist, die Gefühle deines Kindes anzunehmen. Auch wenn Abschiede schwerfallen, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und Trennungen nicht ganz zu vermeiden. Kurze, aber regelmäßige Verabschiedungen bei vertrauten Personen (z. B. Oma oder Babysitterin) helfen deinem Baby, sich langsam an die Situation zu gewöhnen. Sehr hilfreich sind kleine Rituale: ein Kuss, eine Umarmung, ein kurzer Satz wie „Mama kommt gleich wieder, hab viel Spaß“. Das signalisiert deinem Baby, dass alles in Ordnung ist. Versuche, nicht heimlich hinauszugehen – auch wenn es leichter erscheint, untergräbt es das Vertrauen und verstärkt die Angst. Ein Kind, das weiß, dass Mama immer zurückkommt, lernt Selbstständigkeit und wird mit der Zeit sicherer.
Wann ist es sinnvoll, professionelle Hilfe zu suchen? Auch wenn Trennungsangst eine ganz natürliche Phase ist, gibt es Situationen, in denen es ratsam ist, eine Fachperson einzubeziehen – besonders, wenn die Angst lange über den 2. Geburtstag hinaus anhält oder den Alltag stark belastet. Anzeichen wie starke Panik, Essensverweigerung, langanhaltendes Weinen oder die völlige Ablehnung anderer Erwachsener können auf einen größeren Unterstützungsbedarf hinweisen. Ein Gespräch mit einer Kinderpsychologin oder einem Kinderpsychologen bedeutet kein Scheitern, sondern zeigt Fürsorge für die emotionale Entwicklung deines Kindes.
In den allermeisten Fällen reichen jedoch Geduld, feste Routinen und Achtsamkeit, um deinem Baby durch diese Phase zu helfen – in einem sicheren Umfeld voller Nähe und Geborgenheit.
*Quellen: American Academy of Pediatrics – HealthyChildren.org Zero to Three Foundation – „Separation Anxiety”*
