Das Stillen ist eine ganz besondere Zeit, die Mutter und Kind nicht nur körperlich, sondern auch emotional miteinander verbindet. Viele Frauen fragen sich schon in der Schwangerschaft, wie lange sie stillen werden – ob sie die empfohlenen sechs Monate ausschließliches Stillen schaffen oder vielleicht noch länger. In Wirklichkeit gibt es keinen festen, universellen Zeitpunkt, an dem das Abstillen „richtig“ ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen und danach – während der Einführung von Beikost – das Stillen so lange fortzusetzen, wie es Mutter und Kind wünschen. Das bedeutet: Die Entscheidung liegt ganz bei dir und deinem Kind. Für manche Familien kommt das Ende des Stillens nach wenigen Monaten ganz natürlich, andere stillen mehrere Jahre – beides ist völlig in Ordnung, solange es zu euch passt.
Wie erkennst du, dass dein Kind bereit ist? Die ersten Anzeichen für die Bereitschaft zur Beikost zeigen sich meist zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat. Dein Baby beginnt, sich für das Essen der Eltern zu interessieren, öffnet neugierig den Mund und kann mit Unterstützung sitzen. Das ist der Moment, in dem du langsam mit neuen Lebensmitteln beginnen kannst – wobei Muttermilch weiterhin die Hauptnahrungsquelle bleibt. Manche Mütter stillen nur noch morgens und abends weiter, andere beenden das Stillen vollständig, sobald das Kind genügend andere Nahrung zu sich nimmt.
Wichtig ist, dass du dein Kind beobachtest – seinen Appetit, sein Wohlbefinden und seine Entwicklung. Wenn es gut zunimmt, gesund und aktiv ist, kannst du die Stillmahlzeiten schrittweise reduzieren. Ein langsames Abstillen ist immer besser – ein abruptes Ende kann für dich körperlich unangenehm sein (z. B. durch Milchstau) und für das Kind emotional schwierig, da das Stillen nicht nur Nahrung, sondern auch Geborgenheit bedeutet.
Wann ist kein guter Zeitpunkt zum Abstillen? Es gibt keinen „falschen“ Zeitpunkt, aber einige Phasen, in denen du lieber warten solltest. Wenn dein Kind gerade in die Kita eingewöhnt wird, Geschwister geboren werden oder eine größere Veränderung bevorsteht (z. B. Umzug, Beginn deiner Arbeit, Krankheit des Kindes), kann das Abstillen zusätzlichen Stress verursachen. In solchen Momenten ist die Brust oft ein wichtiger Anker der Sicherheit und Nähe.
Auch deine eigenen Bedürfnisse zählen. Wenn du spürst, dass das Stillen körperlich oder emotional zu belastend wird, darf das ebenfalls ein Grund für das Abstillen sein. Stillen sollte euch beiden guttut – wenn es zur Überforderung führt, ist es in Ordnung, über Veränderungen nachzudenken. Wichtig ist, dass die Entscheidung bewusst getroffen wird, mit Fürsorge für dich und dein Kind.
Abstillen mit Liebe und Ruhe Das Ende der Stillzeit bedeutet nicht das Ende der Nähe. Es ist vielmehr ein neuer Abschnitt eurer Beziehung. Suche in dieser Zeit nach anderen Wegen, Zärtlichkeit und Geborgenheit zu zeigen – Kuscheln, gemeinsames Lesen, Tragen im Tuch oder kleine Rituale vor dem Schlafengehen. So lernt dein Kind, dass Nähe viele Formen haben kann und dass eure Verbindung bleibt – auch ohne Stillen.
Vergleiche dich nicht mit anderen Müttern. Jede Familie hat ihren eigenen Rhythmus, und was für eine funktioniert, muss nicht für die andere passen. Vertraue deinem Körper, deinem Kind und deiner Intuition. Die Entscheidung, wann du das Stillen beendest, sagt nichts darüber aus, wie gute Mutter du bist. Sie ist einfach Teil eurer einzigartigen Geschichte – einer Reise voller Liebe, Geduld und Wachstum.
*Quellen: WHO (2022). Infant and Young Child Feeding. American Academy of Pediatrics (2022). Breastfeeding and the Use of Human Milk.*
