Die ersten Wochen der Schwangerschaft sind eine Zeit intensiver Veränderungen im Herz-Kreislauf-System. Der Körper der werdenden Mutter bereitet sich auf den erhöhten Sauerstoff- und Nährstoffbedarf des wachsenden Embryos vor. Eine der physiologischen Folgen ist ein Abfall des Blutdrucks, was besonders im ersten Trimester zu Schwindelgefühlen, kurzen Ohnmachtsanfällen oder sogar Bewusstlosigkeit führen kann. Das ist eine natürliche Reaktion des Körpers darauf, dass sich die Blutgefäße unter dem Einfluss von Progesteron erweitern und das Herz effizienter arbeiten muss als zuvor.
Um das Risiko unangenehmer Symptome zu verringern, ist es ratsam, ein plötzliches Aufstehen aus dem Bett zu vermeiden. Am besten setzt du dich nach dem Aufwachen erst kurz hin und stehst dann langsam auf. Es ist auch hilfreich, längeres Stehen – besonders in überfüllten und stickigen Räumen – zu vermeiden. Kleidung, die den Bauch oder die Beine nicht einschnürt, verbessert zusätzlich den Komfort und die Durchblutung. Denk daran: Auch wenn Schwindelgefühle oft harmlos sind, solltest du deren Zunahme oder begleitende Symptome wie Flimmern vor den Augen oder Atemnot mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen.
Positionswechsel – der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden Im zweiten und dritten Trimester bemerken viele Frauen eine Verbesserung ihres Wohlbefindens. Der Blutdruck normalisiert sich allmählich, und der Körper passt sich immer besser an die Schwangerschaft an. In dieser Zeit tritt jedoch ein anderes Phänomen auf: Unwohlsein oder Schwindel beim Liegen auf dem Rücken. Die wachsende Gebärmutter kann die untere Hohlvene (Vena cava inferior) abdrücken, was den Rückfluss des Blutes aus dem unteren Körperbereich zum Herzen erschwert und plötzliche Atemnot, Schwindel oder Herzklopfen auslösen kann.
Dieses Phänomen, bekannt als „Vena-cava-Kompressionssyndrom“, ist nicht gefährlich, kann aber sehr beunruhigend wirken. Die einfachste Lösung ist ein Positionswechsel. Wenn du dich auf die linke Seite legst, verbessert sich der Blutfluss und die Symptome lassen fast sofort nach. Falls du dazu neigst, auf dem Rücken einzuschlafen, kannst du ein kleines Kissen unter die rechte Seite des unteren Rückens oder unter das Gesäß legen – so kippt der Körper leicht nach links und die Blutgefäße werden entlastet.
Tägliche Unterstützung für das Herz-Kreislauf-System Die Schwangerschaft ist eine Zeit, in der es sich besonders lohnt, auf gesunde Gewohnheiten zu achten – nicht nur für dein Kind, sondern auch für dein eigenes Wohlbefinden. Regelmäßige Bewegung wie Spaziergänge, Schwimmen oder pränatales Yoga hilft, das Herz-Kreislauf-System fit zu halten. Eine gute Flüssigkeitszufuhr sowie eine Ernährung reich an Eisen und Vitamin C unterstützen die Bildung roter Blutkörperchen und verbessern die Sauerstoffversorgung des Körpers.
Es ist ebenso wichtig, auf die Signale deines Körpers zu hören. Wenn du dich schwach fühlst, ignoriere es nicht: Setz dich hin, atme ruhig durch und ruhe dich aus. Wiederkehrende oder anhaltende Beschwerden solltest du mit deiner Hebamme oder deinem Arzt besprechen. Manchmal können sie auf Mangelzustände (z. B. Anämie), Störungen des Blutzuckerspiegels oder andere, abklärungsbedürftige Ursachen hinweisen.
Der Körper in der Schwangerschaft – ständige Anpassung Schwindel in der Schwangerschaft kann eines von vielen Zeichen dafür sein, dass sich dein Körper auf die neue Rolle einstellt. Auch wenn er unangenehm ist, gehört er in den meisten Fällen zum natürlichen Anpassungsprozess. Zu verstehen, warum er auftritt und wie du damit umgehen kannst, kann dein Sicherheitsgefühl und dein seelisches Wohlbefinden deutlich stärken. Es ist auch ein guter Moment, dir bewusst zu machen: Ruhe ist kein Luxus, sondern ein physiologisches Bedürfnis – und du darfst sie dir ohne schlechtes Gewissen gönnen.
*Quellen: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)*
