Der sich verändernde Körper während der Schwangerschaft ist ein wunderbarer, aber auch anspruchsvoller Prozess. Für viele Frauen wird einer der lästigsten Begleiterscheinungen der Rückenschmerz, der bereits im zweiten Trimester auftreten und in den folgenden Wochen zunehmen kann. Meist betrifft er den unteren Rückenbereich, dort, wo das Gewicht der wachsenden Gebärmutter die Beckenstellung und die Muskelspannung am stärksten beeinflusst. Mit dem Wachstum des Babys verändert sich der Körperschwerpunkt. Auf natürliche Weise beginnt die werdende Mutter, sich leicht nach hinten zu lehnen, um das Gleichgewicht auszugleichen. Diese scheinbar kleine Veränderung der Haltung wirkt sich stark auf den unteren Rücken, die Bauchmuskeln und die Bänder, die das Becken stützen, aus. Größere Spannungen in diesen Strukturen sind der Hauptgrund für Schmerzen, die nicht nur die körperliche Aktivität, sondern auch Schlaf und Erholung erschweren können.
Die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen – nicht nur das Gewicht Auch wenn man intuitiv vermuten könnte, dass hauptsächlich das zusätzliche Gewicht schuld ist, lohnt sich ein etwas breiterer Blick. Hinter Rückenschmerzen in der Schwangerschaft stehen oft hormonelle Veränderungen, insbesondere der Anstieg des Relaxinspiegels. Dieses Hormon führt zur Lockerung von Bändern und Gelenken, damit sich der Körper auf die Geburt vorbereiten kann. Doch seine Wirkung betrifft nicht nur das Becken, sondern wirkt auch auf die Wirbelsäule und erhöht deren Anfälligkeit für Überlastungen.
Ein weiterer Faktor sind die alltäglichen Gewohnheiten: langes Sitzen am Schreibtisch, falsche Schlafpositionen oder das Heben von Gegenständen ohne Kniebeugen. Hinzu kommt eingeschränkte körperliche Aktivität, insbesondere wenn die Frau vorher nicht regelmäßig trainiert hat. Infolgedessen verlieren die tiefen Muskeln (z. B. der quer verlaufende Bauchmuskel und die Beckenbodenmuskulatur) die Fähigkeit, die Wirbelsäule effektiv zu unterstützen, was das Risiko von Schmerzen erhöht.
Was kann helfen? Bewährte Methoden zur Linderung von Rückenschmerzen Glücklicherweise gibt es viele natürliche Methoden, die helfen, Rückenschmerzen zu lindern und den Alltag angenehmer zu gestalten. Dazu gehören gezielte Übungen für Schwangere. Pränatale Yoga, Spaziergänge, Schwimmen oder Übungen mit einer Physiotherapeutin unterstützen eine korrekte Haltung und stärken die Muskeln, ohne sie übermäßig zu belasten. Es lohnt sich auch, alltägliche Gewohnheiten zu ändern: kurze Pausen bei der Arbeit (z. B. alle 30 Minuten), Erholung in liegender Position (auf der linken Seite) mit angewinkelten Beinen und einem Kissen zwischen den Knien, längeres Stehen vermeiden. Diese kleinen Änderungen haben große Wirkung und können zur Schmerzlinderung beitragen. In vielen Fällen hilft auch das Tragen eines Schwangerschaftsgürtels, der den Lendenbereich entlastet.
Bei stärkeren Beschwerden ist es ratsam, eine urogynäkologische Physiotherapeutin zu konsultieren. Die Fachkraft kann sichere Übungen auswählen und Atem- sowie Entspannungstechniken vermitteln, die auch während der Geburt angewendet werden können.
Schmerz als Signal – höre auf deinen Körper Rückenschmerzen müssen kein „normaler“ Bestandteil der Schwangerschaft sein, den man einfach aushalten muss. Sie sind ein Hinweis darauf, dass der Körper mehr Unterstützung benötigt – nicht nur körperlich, sondern oft auch emotional. Ignoriere die Signale deines Körpers nicht. Wenn die Beschwerden stark sind, in die Beine ausstrahlen oder von anderen Symptomen begleitet werden (z. B. Gebärmutterkontraktionen, Blutungen), solltest du deine betreuende Ärztin oder deinen Arzt konsultieren.
Die Schwangerschaft ist eine Zeit großer Veränderungen, aber auch eine Gelegenheit, zu lernen, auf sich selbst zu achten. Wenn du heute für deinen Körper sorgst, investierst du in Komfort – nicht nur für die verbleibenden Wochen der Schwangerschaft, sondern auch für die Zeit des Wochenbetts und die spätere Mutterschaft. Ein starker und flexibler Körper erholt sich leichter, und du kannst die Nähe zu deinem Kind ohne Schmerzen und Verspannungen genießen, die die Freude an den wichtigsten Momenten mindern.
*Quelle: NHS UK – Back pain in pregnancy: causes and management Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)*