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Risse nach der Geburt

Bei etwa 80 % aller Frauen, die eine natürliche Geburt haben, kommt es zu irgendeiner Art von Rissen. Obwohl Hebammen als auch Ärzte geschult sind, Risse beim Geburtsvorgang zu vermeiden, kann dies dennoch vorkommen. In diesem Artikel behandelt wir die Unterschiede von Rissen, die während der Geburt auftreten können. Wir widmen uns außerdem dem Heilungsprozess, wenn ein Riss entstanden ist.

Was ist ein Riss?

Ein Riss oder eine Abschürfung tritt während des Geburtsvorgangs auf und kann die Haut, die Schleimhäute und das Muskelgewebe betreffen. Die meisten Risse heilen in der Regel ohne jegliche Komplikationen. Wenn die Heilung allerdings nicht abläuft wie erwartet, kann es zu lang anhaltenden Beschwerden für die Frau kommen.

Alle Arten von Rissen mit Ausnahme des ersten Grades, treten im Dammbereich auf. Unser Damm ist mit einer Hängematte zu vergleichen, die von verschiedenen Muskeln gehalten wird. Diese Muskeln stützen und tragen unser Abdomen. Wenn ein Kind geboren wird und durch den Beckenkanal kommt, werden diese Muskeln auf das Dreifache ihrer Länge ausgedehnt. Diese bestimmten Muskeln verfügen über die Dehn-Eigenschaften, die kein anderer Muskel unseres Körpers aufweist. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Beckenkanal kein Trauma während dieses Vorgangs erfährt. Zu vergleichen ist diese Art von Trauma beispielsweise mit einer Sportverletzung, die Behandlung und Heilung bedarf. Gleiches gilt für die Geburt und die Schwangerschaft. Die Muskeln brauchen Zeit, um sich zu erholen, selbst wenn diese nicht zerstört wurden und kein Riss entstanden ist.

Dammriss 1. Grades

Dammrisse 1. Grades sind ausschließlich oberflächlich und betreffen die Haut oder die Schleimhäute. Diese Risse sind nicht immer sichtbar und heilen normalerweise ganz von selbst. Falls sich ein solcher Riss nah neben einem weiteren Riss ersten Grades befindet, wird häufig genäht, um einen ordentlichen Heilungsprozess sicherzustellen und zu vermeiden, dass die Risse zusammenwachsen. Manchmal wird diese Art von Riss auch genäht, wenn dieser nah an der Harnröhre liegt, um so Schmerzen beim Wasserlassen nach der Geburt zu reduzieren.

Dammriss 2. Grades

Dammrisse 2. Grades betreffen das Schleimhäute, die Haut und das Muskelgewebe im Beckenkanal. Diese Art von Rissen müssen immer genäht werden, um ordentlich abzuheilen. Das Nähen von Rissen ersten und zweiten Grades findet in der Regel direkt im Kreißsaal statt. Ein Riss zweiten Grades kann jedoch auch kompliziert sein und einer Operation bedürfen.

Die Behandlung von Rissen umfasst das Nähen sowie Nachbehandlungen. Risse des ersten sowie zweiten Grades werden normalerweise von der Hebamme untersucht, um zu sehen, ob diese gut verheilen und alles in Ordnung ist. Bedenken Sie, dass ein Riss 2. Grades auch eine Muskelverletzung ist und somit zusätzlich zu den Standarduntersuchungen noch weiterer Nachbehandlung bedarf.

Dammriss 3. Grades

Bei dem Dammriss 3. Grades handelt es sich um eine wesentlich tiefere Ruptur, die die Schleimhäute, Muskeln, den Beckenkanal und den Schließmuskel betrifft. Dieser Muskel besteht aus Muskelfasern, die unterschiedlich stark reißen können. Manchmal sind es nur ein paar Fasern, die reißen, doch auch dann bedarf diese Art der Ruptur einer ärztlichen Operation.

Dammriss 4. Grades

Der Dammriss 4. Grades betrifft die Schleimhäute, die Muskeln, den Beckenkanal und die Darmschleimhäute. Diese Art von Dammriss wird auch als totale Ruptur bezeichnet. Eine ärztliche Operation ist notwendig.

Schwere Rupturen

Etwa 4 % aller Frauen, die eine natürliche Geburt haben, erleiden schwere Dammrisse des 3. oder 4. Grades. Diese erfordern ärztliche Nachfolgebehandlungen und in manchen Fällen auch Nachbehandlungen mit einem Physiotherapeut oder einem Experten für den Dammbereich. Die Beschwerden, die viele Frauen nach einem schweren Dammriss erleiden, sind allgemeine Schmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/ oder der Austritt von Urin, Fäkalien und Gas. Bei diesen ernsthaften Folgen ist es wichtig zu erwähnen, dass 80 % der betroffenen Frauen nach 12 Monaten frei von Beschwerden sind.

Empfehlungen für die erste Zeit nach einem schweren Dammriss (3./ 4. Grades):

  • Kühlen - in den ersten paar Tagen kann eine kühlende Damenbinde helfen, den Schmerz und die Schwellung zu mindern. Verwenden Sie diese jeweils nur 10-20 Minuten am Stück, um Frostbeulen zu vermeiden.
  • Schmerzlinderung - Paracetamol in Kombination mit anderen NSAID-Medikamenten können verwendet werden, um Schmerzen zu bekämpfen. Nehmen Sie Medikamente auf Morphinbasis nur im äußersten Notfall ein, da diese negative Auswirkungen auf den Stuhlgang haben und Verstopfungen verursachen können.
  • Darmerleichterung - In den ersten Tagen sollten Sie regelmäßig Abführmittel einnehmen, um Verstopfung zu vermeiden.
  • Legen Sie sich oft hin und sitzen Sie so, dass der Druck auf das Becken entlastet wird. Versuchen Sie beim Stillen auf einer Seite zu liegen und nicht zu lange aufrecht zu sitzen.
  • Übungen und Kontrolle - Nehmen Sie Termine zu Rehabilitation beim Physiotherapeuten wahr.

Was kann ich tun, wenn ich einen Dammriss bekomme?

Wenn es bei Ihnen während der Geburt zu einem Dammriss kommt, ist es für die langfristige Heilung wichtig, dass dieser richtig beurteilt wird und wenn notwendig genäht wird. Die meisten Verletzungen, die erkannt und genäht werden und ordnungsgemäß verheilen, verursachen langfristig keinerlei Beschwerden.

Falls Sie Schmerzen oder Austritt oder irgendwelche anderen Beschwerden erfahren und innerhalb weniger Tage keine Besserung verspüren, sollten Sie Ihr Krankenhaus, Ihre Hebamme oder Ihren Frauenarzt kontaktieren. Sie alleine entscheiden, ob und wann Sie Hilfe benötigen. Manche Komplikationen erfordern eine Operation und andere können mit Rehabilitation behandelt werden. Das Allerwichtigste ist, dass Sie und Ihre Beschwerden ernst genommen werden.

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