In der Kultur und den Medien wird die Schwangerschaft oft als eine Zeit ununterbrochener Freude und Euphorie dargestellt. In Wirklichkeit empfinden viele Frauen ganz anders – von Gleichgültigkeit über Unruhe bis hin zu Traurigkeit. Der Mangel an Freude macht niemanden zu einer schlechten zukünftigen Mutter. Vielmehr ist es ein Zeichen dafür, dass im Körper und in der Psyche große Veränderungen stattfinden, die gemischte Gefühle auslösen können. Manchmal steckt hinter diesem emotionalen „Nebel“ ein hormonelles Ungleichgewicht – insbesondere im ersten Trimester, wenn Progesteron- und Östrogenspiegel stark ansteigen. Aber auch Müdigkeit, Übelkeit, Angst vor der Geburt oder vor Lebensveränderungen können Gründe dafür sein.
Der Druck, die „glückliche Schwangere“ zu sein Oft wird erwartet, dass eine schwangere Frau lächelt und voller Vorfreude ist. Wenn diese Gefühle nicht von selbst kommen, können Scham oder Schuldgefühle entstehen. Dabei ist es wichtig zu wissen: Jede Frau erlebt die Schwangerschaft anders – und jeder Weg ist in Ordnung. Die Erwartungen anderer sollten keine zusätzliche Last sein. Statt die eigenen Gefühle zu unterdrücken, ist es hilfreich, sie zu benennen und zum Beispiel mit dem Partner, einer nahestehenden Person oder einem Fachmenschen zu besprechen. Manchmal reicht ein einziges verständnisvolles Gespräch, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Wenn Gefühle zur Belastung werden – wann Hilfe sinnvoll ist Stimmungsschwankungen sind in der Schwangerschaft normal – doch es gibt Situationen, in denen professionelle Unterstützung notwendig sein kann. Wenn sich über mehrere Wochen Gefühle von Leere, Schlaflosigkeit, Weinerlichkeit, Antriebslosigkeit oder Lustlosigkeit im Alltag zeigen, kann das auf eine Schwangerschaftsdepression hindeuten. Studien zeigen, dass 10–20 % der Schwangeren an behandlungsbedürftigen depressiven Symptomen leiden. Psychologische Unterstützung rund um die Geburt ist – je nach Situation – über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) oder privat verfügbar. Dazu zählen auch psychosoziale Beratungsstellen oder psychotherapeutische Sprechstunden. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut und Fürsorge – für dich selbst und dein Kind.
Wie du dich in schwierigen Gefühlen unterstützen kannst Der erste Schritt ist Akzeptanz: Du darfst dich ohne Schuldgefühl nicht euphorisch fühlen. Hilfreich können tägliche Rituale sein – Spaziergänge, Gespräche mit einer vertrauten Person, Tagebuchschreiben oder Meditation. Auch psychosoziale Beratungsstellen oder Hebammen können in belastenden Phasen eine wichtige Stütze sein. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch psychotherapeutische Unterstützung über die Krankenkasse möglich.
Wichtig ist auch: Gefühle sind veränderlich. Nur weil es heute schwer ist, heißt das nicht, dass es die ganze Schwangerschaft über so bleibt. Offenheit gegenüber den eigenen Empfindungen kann eine tiefere Bindung zum Kind – und zu dir selbst – fördern. Keine Freude über die Schwangerschaft ist kein Grund zur Scham. Es ist ein wichtiger Hinweis, auf sich selbst zu hören. Die Emotionen während der Schwangerschaft sind vielfältig – jede Reaktion ist natürlich. Der Schlüssel liegt in Ehrlichkeit, Unterstützung und Mitgefühl mit sich selbst. Und denke daran: Du bist nicht allein. Deine Gefühle zählen.
*Quellen: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit Berufsverband der Frauenärzte*