Eine Schwangerschaft ist eine Zeit außergewöhnlicher Veränderungen, nicht nur emotional, sondern auch physiologisch. Der Körper der werdenden Mutter passt sich den Bedürfnissen des heranwachsenden Babys an, was unter anderem Veränderungen im Harnsystem mit sich bringt. Eines der häufigeren Probleme, mit denen Schwangere konfrontiert werden können, sind Harnwegsinfektionen (HWI). Obwohl sie auf den ersten Blick harmlos erscheinen mögen, erfordern sie in der Schwangerschaft besondere Aufmerksamkeit und schnelles Handeln.
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass häufigeres Wasserlassen während der Schwangerschaft völlig normal ist. Die wachsende Gebärmutter drückt auf die Blase, und der Körper filtert mehr Flüssigkeit, was die Urinproduktion auf natürliche Weise erhöht. Wenn jedoch weitere Symptome wie Brennen beim Wasserlassen, Unterbauchschmerzen oder ein ständiger Harndrang trotz entleerter Blase hinzukommen, solltest du dich an die Ärztin, den Arzt oder die Hebamme wenden. Beunruhigend können auch Farbveränderungen des Urins (dunkler, trüb), unangenehmer Geruch sowie allgemeines Unwohlsein, Fieber oder Schüttelfrost sein.
Warum Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft gefährlicher sein können In der Schwangerschaft ist eine Frau anfälliger für Infektionen des Harntrakts. Dies liegt sowohl an anatomischen als auch hormonellen Faktoren. Hormone bewirken eine Lockerung der Harnleiter-Muskulatur, was den Urinfluss verlangsamt und es Bakterien erleichtert, in den oberen Harntrakt zu gelangen. Gleichzeitig kann die wachsende Gebärmutter den Urinabfluss aus den Nieren zusätzlich erschweren.
Eine unbehandelte Infektion kann zu schwerwiegenderen Komplikationen führen, wie einer Nierenbeckenentzündung, die wiederum zu Gebärmutterkontraktionen und sogar zu einer Frühgeburt führen kann. Deshalb sollten selbst scheinbar milde Symptome nicht ignoriert werden. Es ist besser, eine Konsultation wahrzunehmen und mögliche Risiken auszuschließen, als die eigene Gesundheit und die des Kindes zu gefährden.
Wie Harnwegsinfektionen behandelt und vorgebeugt werden Am wichtigsten ist die schnelle Erkennung und angemessene Behandlung. Bei einer bestätigten Infektion verschreibt die Ärztin oder der Arzt in der Regel schwangerschaftssichere Antibiotika. Diese sollten keine Angst machen, da sie sorgfältig ausgewählt werden und dem Kind nicht schaden. Manchmal ist auch eine Urinkultur erforderlich, um die wirksamste Therapie zu bestimmen.
Zur Verringerung des Infektionsrisikos solltest du folgende einfache Regeln beachten:
- Trinke täglich ausreichend Wasser (am besten 2–2,5 Liter).
- Vermeide es, den Urin zu lange zurückzuhalten – gehe möglichst bald auf die Toilette, wenn du das Bedürfnis verspürst.
- Achte auf Intimhygiene, aber vermeide aggressive Reinigungsmittel – sie können die natürliche Bakterienflora stören.
- Nach dem Geschlechtsverkehr solltest du die Blase entleeren, um mögliche Bakterien auszuspülen.
- Trage keine zu enge Unterwäsche aus synthetischen Materialien – Baumwolle eignet sich am besten.
Wann solltest du sofort ärztliche Hilfe suchen? Auch wenn die meisten Harnwegsinfektionen nur leichte Symptome verursachen, erfordern einige Situationen sofortiges Handeln. Du solltest umgehend eine Ärztin, einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen, wenn:
- du hohes Fieber hast (über 38 °C),
- starke Rückenschmerzen im Nierenbereich auftreten,
- Blut im Urin sichtbar ist,
- Bauchschmerzen wie bei Kontraktionen auftreten,
- du dich allgemein schwach, schwindelig fühlst oder Schüttelfrost hast.
Eine Schwangerschaft bedeutet, dass dein Körper unglaublich viel leistet. Dich um deine Gesundheit zu kümmern ist kein Egoismus – es ist Sorge um das kleine Wesen, das in dir heranwächst. Höre also auf die Signale deines Körpers und zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn dich etwas beunruhigt. Je früher du reagierst, desto schneller kehrt Ruhe und Gleichgewicht zurück – und Ruhe ist eines der wertvollsten Geschenke während der Erwartung neuen Lebens.
*Quellen: National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Urinary tract infection (UTI) in pregnancy guidelines. American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG). Urinary Tract Infections During Pregnancy.*
