Das zweite Lebensjahr ist für dein Kind eine spannende Zeit voller Veränderungen. Es bewegt sich immer mehr, entdeckt die Welt und trifft andere Kinder – gleichzeitig entwickelt sich das Immunsystem weiter und lernt, sich gegen Keime zu wehren.
Deshalb sind häufige Infekte in dieser Phase ganz normal. Für Eltern sind Fieber, Husten oder Appetitlosigkeit jedoch oft Grund zur Sorge. Es ist wichtig zu wissen, welche Symptome typisch sind – und wann du lieber eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufsuchen solltest.
Atemwegsinfekte – die häufigste Herausforderung im Kleinkindalter Kleine Kinder leiden oft unter Infekten der oberen Atemwege. Schnupfen, Husten und Fieber können mehrmals im Jahr auftreten. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erkranken Kinder im zweiten Lebensjahr durchschnittlich sechs- bis zehnmal jährlich – das ist ein normaler Teil der Immunentwicklung. Die häufigsten Erreger sind Rhinoviren, Adenoviren oder das RS-Virus.
Bei leichten Infekten reicht meist Ruhe, ausreichend Flüssigkeit und frische, feuchte Luft im Zimmer aus. Wenn das Fieber über 38°C steigt, länger als drei Tage anhält oder Atemnot hinzukommt, solltest du deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt kontaktieren.
Besonders aufmerksam solltest du sein, wenn dein Kind ständig am Ohr zieht, beim Liegen weint oder gereizt wirkt – das kann auf eine Mittelohrentzündung hindeuten, die manchmal eine Antibiotikabehandlung erfordert.
Ansteckende Kinderkrankheiten – woran du sie erkennst Zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr kommt dein Kind immer häufiger mit anderen in Kontakt – etwa in der Krabbelgruppe oder auf dem Spielplatz. Dadurch steigt das Risiko für ansteckende Krankheiten. Zu den häufigsten gehören: Windpocken (Varizellen), Dreitagefieber (Roseola infantum) und Scharlach (Scharlatina).
- Windpocken beginnen mit kleinen Bläschen, die sich später in Krusten verwandeln. Meist kommen Fieber und allgemeines Unwohlsein dazu. Wichtig ist, den Juckreiz zu lindern und das Kratzen zu vermeiden, um Narben zu verhindern.
- Beim Dreitagefieber bekommt das Kind plötzlich hohes Fieber für zwei bis drei Tage. Sobald das Fieber abklingt, erscheint ein feinrosa Ausschlag. Die Krankheit heilt meist von selbst und braucht keine spezielle Behandlung.
- Scharlach wird durch Streptokokken-Bakterien ausgelöst. Typisch sind hohes Fieber, Halsschmerzen, Himbeerzunge und ein feinfleckiger Ausschlag.
- Hier ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, da eine Antibiotikatherapie erforderlich ist.
Dank der Pflichtimpfungen sind schwere Krankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Polio heute sehr selten. Ein vollständiger Impfschutz nach dem deutschen Impfkalender bleibt die wirksamste Vorsorge.
Magen-Darm-Infekte – wann Durchfall gefährlich wird Das Verdauungssystem kleiner Kinder ist noch empfindlich, daher sind Durchfall und Erbrechen keine Seltenheit. Oft steckt ein Virus, zum Beispiel der Rotavirus, dahinter. Die Krankheit beginnt meist plötzlich, klingt aber innerhalb weniger Tage wieder ab. Das größte Risiko ist Austrocknung (Dehydrierung). Wenn dein Kind trockene Lippen, keinen Tränenfluss, wenig Urin oder starke Müdigkeit zeigt, such sofort ärztliche Hilfe auf.
Bei milden Verläufen hilft es, häufig kleine Mengen Flüssigkeit zu geben – am besten Elektrolytlösungen aus der Apotheke. Stillende Mütter sollten nicht abstillen – Muttermilch hilft, den Darm zu regenerieren. Für ältere Kinder eignen sich leichte Speisen wie Reisschleim, geriebener Apfel oder gekochte Karotten.
Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) empfiehlt außerdem, auf ausreichende Hygiene zu achten und das Kind nicht zu früh wieder in die Kita zu bringen.
Fieber – wann du zum Arzt gehen solltest Fieber ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem arbeitet. Nicht jedes Fieber muss sofort gesenkt werden. Wenn dein Kind trinkt, spielt und wach ist, darfst du ihm Zeit geben, selbst gegen die Infektion anzukämpfen.
Aber: Suche unbedingt ärztliche Hilfe, wenn
- das Fieber über 38°C liegt und länger als drei Tage anhält,
- Fieberkrämpfe, steifer Nacken, nicht wegdrückbarer Hautausschlag oder
- Atembeschwerden auftreten.
Eltern kennen ihr Kind am besten – wenn du merkst, dass dein Kind ungewöhnlich schläfrig ist, nicht trinken will oder apathisch wirkt, vertraue deinem Gefühl und geh lieber einmal zu viel zum Arzt. Eine frühe Reaktion hilft, Komplikationen zu vermeiden und unterstützt eine schnelle Genesung.
*Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) Robert Koch-Institut (RKI)*
