Die ersten Begegnungen deines Kindes mit Essen sind viel mehr als nur das Lernen von Kauen und Schlucken. Es ist die Zeit, in der dein Kind neue Geschmäcker, Texturen, Gerüche und Farben entdeckt – und gleichzeitig eine Beziehung zum Essen entwickelt, die es oft ein Leben lang begleitet. Die Art und Weise, wie du neue Lebensmittel einführst und auf die Bedürfnisse deines Kindes am Tisch reagierst, hat großen Einfluss auf seine zukünftigen, gesunden Ernährungsgewohnheiten. Deshalb lohnt es sich, dieses Thema geduldig, ohne Druck und mit viel Verständnis anzugehen – und deinem Kind zu erlauben, die Freude am Essen Schritt für Schritt zu entdecken.
Erste Schritte – Lernen durch Erfahrung Den Prozess des selbstständigen Essens kannst du am besten beginnen, wenn dein Kind klare Anzeichen von Bereitschaft zeigt: wenn es mit Unterstützung sitzen kann, nach Essen greift und sich dafür interessiert, was auf euren Tellern liegt. Meist passiert das zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat. Am Anfang geht es nicht darum, wie viel dein Kind isst – sondern darum, dass es das Essen erkunden kann. Es berührt es, zerdrückt es oder verteilt es großzügig auf Tisch und Gesicht. Auch wenn das für Erwachsene manchmal herausfordernd ist, gehört es ganz natürlich zum Lernen. Dein Kind entwickelt dabei seine Hand-Auge-Koordination, übt den Pinzettengriff und lernt, Bewegungen zu steuern. Gib ihm also Zeit und Raum zum Experimentieren – ohne zu häufig einzugreifen oder es zu sehr zu unterstützen.
Wie du dein Kind beim selbstständigen Essen unterstützen kannst Das Wichtigste ist die Atmosphäre am Tisch: ruhig, entspannt und ohne Vergleich mit anderen Kindern. Dein Kind greift viel lieber selbst zum Essen, wenn es sich sicher fühlt und sieht, dass du selbst mit Freude isst. Du kannst ihm einfache Entscheidungen ermöglichen, zum Beispiel zwischen zwei Lebensmitteln, und es ermutigen, mit den Fingern oder mit kindgerechtem Besteck zu essen. Teller mit Saugnapf oder kleine Trinkbecher erleichtern die Selbstständigkeit und reduzieren das Chaos. Anstatt „noch ein Löffelchen“ zu verlangen, ist es hilfreicher, zu ermutigen und die kleinen Erfolge zu loben. Regelmäßige Mahlzeiten, ein ruhiges Umfeld und wenig Ablenkung helfen deinem Kind, sich auf das Essen zu konzentrieren und eine positive Beziehung zur Mahlzeit zu entwickeln.
BLW oder Füttern mit dem Löffel? Immer mehr Eltern entscheiden sich für BLW – Baby-led Weaning –, also das selbstständige Essen mit den Händen. Diese Methode unterstützt die sensorische Entwicklung und das Lernen von Selbstkontrolle, solange die Sicherheitsregeln beachtet werden. Dein Kind sollte aufrecht sitzen können, und die Lebensmittel müssen weich und altersgerecht sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass das traditionelle Füttern mit dem Löffel schlecht ist. Beide Methoden können problemlos kombiniert werden: Ein Teil des Essens kann von dir kommen, den Rest isst dein Kind selbstständig. Am wichtigsten ist, dass du dein Kind beobachtest und das Tempo an seine Bedürfnisse anpasst. Gemeinsames Essen am Familientisch stärkt das Gefühl von Zusammengehörigkeit und vertieft die emotionale Bindung.
Wie du gesunde Ernährungsgewohnheiten von Anfang an aufbaust Ernährungsgewohnheiten entwickeln sich schon in den ersten Lebensjahren. Kinder, die früh unterschiedliche Geschmäcker kennenlernen, probieren später eher neue Lebensmittel. Deshalb ist es sinnvoll, auf Salzen, Süßen und fertige Produkte zu verzichten, da sie natürliche Geschmackspräferenzen stören können. Ein guter Weg, die Neugier auf Essen zu fördern, ist gemeinsames Einkaufen, Kochen und Sprechen über Lebensmittel. Wenn du deinem Kind zeigst, wo Essen herkommt und wie Mahlzeiten entstehen, versteht es, dass Essen nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern auch Freude machen kann. Ein Kind, das sich am Tisch kompetent fühlt, wird selbstständiger und entwickelt ein besseres Körperbewusstsein.
*Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Deutsches Jugendinstitut (DJI) Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)*
