Nach dem ersten Geburtstag beginnt für dein Kind eine neue Entwicklungsphase – nicht nur motorisch und emotional, sondern auch beim Essen. Dein Kind möchte immer häufiger selbst essen, neue Geschmäcker ausprobieren und unterschiedliche Konsistenzen entdecken. In dieser Zeit wird die Ernährung schrittweise der der Erwachsenen ähnlicher – trotzdem braucht sie besondere Aufmerksamkeit, damit die Mahlzeiten ausgewogen, nährstoffreich und kindgerecht bleiben. Eine gut zusammengestellte Ernährung unterstützt das Wachstum, stärkt das Immunsystem und legt den Grundstein für gesunde Essgewohnheiten ein Leben lang.
Wie sollte der Speiseplan eines Einjährigen aussehen? Etwa ab dem 12. Monat kann dein Kind die meisten Lebensmittel essen, die auch in der Familienküche vorkommen – in angepasster Form. Die Mahlzeiten sollten leicht verdaulich, abwechslungsreich und reich an wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Eisen, Kalzium, Vitaminen und gesunden Fetten sein. Ein typischer Tag besteht aus fünf Mahlzeiten: drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten (Vormittag und Nachmittag). Gemüse und Obst bilden die Basis – am besten in unterschiedlichen Formen: gedünstet, gekocht, gebacken oder roh, je nach dem, wie gut dein Kind schon kauen kann. Getreideprodukte wie Haferflocken, Vollkornbrot oder Nudeln liefern Energie und Ballaststoffe. Milchprodukte wie Naturjoghurt, Quark oder Käse fördern starke Knochen und gesunde Zähne. Fleisch, Fisch, Eier und Hülsenfrüchte sind wichtige Eiweiß- und Eisenquellen und sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Lebensmittel, die du vermeiden solltest Auch wenn dein Kind jetzt fast alles probieren darf, gibt es Produkte, die noch nicht geeignet sind. Verzichte möglichst auf Salz und Zucker – sie belasten die Nieren, beeinflussen den Geschmackssinn und fördern ungesunde Essgewohnheiten. Süßigkeiten, gezuckerte Getränke und bunte Frühstücksflocken solltest du meiden.
Honig wird im ersten Lebensjahr nicht empfohlen, da er ein Risiko für Säuglingsbotulismus birgt. Vermeide außerdem stark verarbeitete Lebensmittel wie Wurstwaren, Fertiggerichte, Konserven oder salzige Snacks. Als Getränke ist Wasser ideal, Fruchtsäfte sollten nur gelegentlich und stark verdünnt angeboten werden. Statt süßer Getränke ist es besser, ungesüßten Kompott oder Kräutertees, die für kleine Kinder geeignet sind, anzubieten.
Neue Lebensmittel einführen und gute Gewohnheiten fördern Im zweiten Lebensjahr entdeckt dein Kind weiter neue Geschmäcker. Es darf mit den Händen essen, matschen und ausprobieren – auch wenn es manchmal etwas chaotisch aussieht. Selbstständiges Essen fördert die Feinmotorik, das Koordinationsvermögen und die Freude am Essen. Versuche, Mahlzeiten ruhig und ohne Ablenkung zu gestalten – also ohne Fernseher oder Handy. Gemeinsames Essen als Familie ist wertvoll, weil Kinder durch Nachahmung lernen. Wenn dein Kind ein neues Lebensmittel ablehnt, zwinge es nicht. Biete es lieber nach einigen Tagen erneut an, vielleicht in einer anderen Form. Studien zeigen, dass Kinder ein neues Lebensmittel oft 8–10 Mal probieren müssen, bevor sie es akzeptieren.
Gesunde Ernährung stärkt Körper und Immunsystem Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für Konzentration, Immunsystem und Gehirnentwicklung. Eisen – enthalten in Fleisch, Eiern und Hülsenfrüchten – beugt Blutarmut vor und unterstützt das Nervensystem. Omega-3-Fettsäuren, vor allem aus fettem Fisch wie Lachs oder Makrele, fördern die Entwicklung von Gehirn und Sehkraft. Vitamin D sollte – zusätzlich zur empfohlenen Nahrungsergänzung – auch über die Ernährung aufgenommen werden. Achte außerdem auf ausreichendes Trinken: Kinder im Alter von 1 bis 2 Jahren brauchen etwa 1 bis 1,3 Liter Flüssigkeit pro Tag, je nach Aktivität und Temperatur. Wasser ist das beste Getränk, Milch bleibt ein wichtiger Bestandteil der Ernährung – aber nicht mehr das einzige Grundnahrungsmittel.
Eine abwechslungsreiche, frische Ernährung, Geduld und liebevolle Begleitung durch dich als Elternteil schaffen die beste Grundlage für Gesundheit, Energie und gute Essgewohnheiten fürs ganze Leben.
*Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)*
