Die meisten Eltern erleben irgendwann den Moment, in dem ihr bisher gern essendes Kind plötzlich entschieden die Mahlzeiten verweigert. Dieses Phänomen, das man umgangssprachlich als „Essverweigerung“ oder „kleiner Nörgler“ kennt, tritt am häufigsten zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr auf. In dieser Zeit verlangsamt sich das Wachstum deines Kindes im Vergleich zur Säuglingszeit, wodurch sein Kalorienbedarf natürlich sinkt.
Gleichzeitig wird dein Kind immer selbstständiger und möchte über viele Dinge seines Alltags selbst bestimmen – auch darüber, was und wann es isst. Oft wählt es lieber das Spielen, Erkunden der Umgebung oder die Nähe zu dir, statt ruhig am Tisch zu sitzen. In den meisten Fällen ist das völlig normal und geht mit der Zeit von selbst vorbei – vorausgesetzt, du bleibst gelassen und vermeidest Druck oder Zwang.
Signale, bei denen du genauer hinschauen solltest Auch wenn ein vorübergehender Appetitmangel zur Entwicklung gehört, gibt es bestimmte Warnsignale, bei denen du dein Kind genauer beobachten und gegebenenfalls eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufsuchen solltest. Dazu gehören: Gewichtsverlust oder ausbleibende Gewichtszunahme im Vergleich zu den altersgerechten Normen, deutlich verlangsamtes Wachstum, anhaltende Müdigkeit, häufige Infekte oder Anzeichen von Mangelerscheinungen – wie blasse Haut, rissige Mundwinkel oder brüchige Nägel.
Auch eine sehr einseitige Ernährung, die sich nur auf wenige wiederkehrende Lebensmittel stützt, kann zu Vitamin- und Mineralstoffmangel führen. Manchmal steckt hinter dem Essverhalten auch etwas anderes – etwa Reflux, sensorische Empfindlichkeit (z. B. Abneigung gegen bestimmte Konsistenzen) oder Nahrungsmittelallergien. In solchen Fällen kann eine fachliche Abklärung helfen, das Wohlbefinden deines Kindes schnell zu verbessern.
Wie du dein Kind bei gesunden Essgewohnheiten unterstützt Der Schlüssel liegt in Geduld, Regelmäßigkeit und Gelassenheit. Denk daran: Dein Kind braucht manchmal zehn oder mehr Versuche, bis es einen neuen Geschmack akzeptiert. Biete die Mahlzeiten zu festen Zeiten und in einer ruhigen Atmosphäre an – ohne Fernseher, Handy oder Ablenkung im Hintergrund. Kleine Portionen helfen oft, weil das Kind dann gern um Nachschlag bittet.
Wenn dein Kind beim Zubereiten mithelfen darf – zum Beispiel Gemüse waschen, Käsestückchen auf das Brot legen oder den Salat umrühren – steigt meist das Interesse am Essen. Ein kleiner Trick: Gestalte das Essen bunt und spannend – farbenfrohe Teller, lustige Formen oder „Regenbogen“-Gemüse- und Obstteller regen die Neugier an. Zwing dein Kind jedoch niemals zum Essen. Druck kann langfristig zu noch größerer Ablehnung führen.
Wann du dir professionelle Unterstützung holen solltest Wenn der Appetitmangel über mehrere Wochen oder Monate anhält und du beunruhigende Symptome bemerkst, ist es sinnvoll, eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufzusuchen. Sie können einfache Untersuchungen wie ein Blutbild oder die Bestimmung des Eisen- und Vitamin-D-Spiegels veranlassen, um mögliche Mängel auszuschließen. Falls nötig, wirst du an einen Kinderdiätologen weiterverwiesen, die oder der einen ausgewogenen Speiseplan erstellt – abgestimmt auf die Vorlieben deines Kindes. In manchen Fällen kann auch eine Kinderpsychologin oder ein Kinderpsychologe hilfreich sein, besonders wenn die Essprobleme emotionale Ursachen haben oder aus früheren Erfahrungen, wie schwierigen Fütterphasen, resultieren.
Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Deine Aufgabe als Mama ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der Mahlzeiten Momente der Nähe und Freude sind – und keine Quelle von Stress.
*Quellen: WHO – Infant and Young Child Feeding Bundeszentrale für Ernährung Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit*
