Etwa ab dem 8. Lebensmonat wird dein Baby immer neugieriger auf die Welt. Krabbeln, Robben oder die ersten Stehversuche – das ist eine Zeit voller Entwicklung und Erkundung der Umgebung. Mit wachsender Selbstständigkeit kommen auch Situationen, in denen du die ersten Grenzen setzen musst. Auch wenn dein Kind das Wort „Nein“ noch nicht so versteht wie ältere Kinder, nimmt es bereits jetzt den Tonfall deiner Stimme, deine Gesten und deine Mimik wahr. Genau jetzt ist ein guter Moment, klare, aber sanfte Regeln einzuführen, die deinem Kind Sicherheit geben. Grenzen sind wichtig, weil sie Halt und Vorhersehbarkeit im oft chaotischen Alltag schaffen.
Wie sagst du „Nein“, damit dein Kind dich hört? Wenn du „Nein“ zu oft benutzt, kann es passieren, dass dein Kind irgendwann gar nicht mehr darauf reagiert. Statt zu schimpfen oder zu drohen, ist es hilfreicher, die Aufmerksamkeit deines Kindes umzulenken. Wenn es zum Beispiel die Finger in die Steckdose stecken möchte, wirkt ein Satz wie „Das ist nicht sicher, komm, wir spielen lieber mit den Bauklötzen“ viel besser als ein scharfes „Mach das nicht!“. Kinder lernen durch Wiederholung und Beobachtung – deshalb ist deine Konsequenz so wichtig. Wenn du heute etwas verbietest und morgen doch erlaubst, wird dein Kind verwirrt. Anstatt die Erziehung nur auf Verbote zu stützen, ist es sinnvoller, zu erklären und zu begleiten. Dein Kind handelt nicht „aus Trotz“, sondern weil es verstehen möchte, wie die Welt funktioniert.
Konsequenz und emotionale Sicherheit Regeln zu lernen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Dein Kind wird immer wieder ausprobieren, wie du reagierst – das ist seine Art herauszufinden, wo die Grenzen liegen. Versuche, ruhig zu bleiben und die Regeln ohne unnötige Emotionen zu wiederholen. Nur in einer stabilen Umgebung kann dein Kind ein inneres Gefühl von Sicherheit entwickeln. Wenn Mama und Papa in denselben Situationen ähnlich reagieren, versteht dein Kind die Regeln schneller. Wichtig ist auch die Nähe: Auf jedes „Nein“ sollte ein Signal der Liebe folgen, zum Beispiel „Ich liebe dich, aber das darfst du nicht machen“. So lernt dein Kind nicht nur Regeln, sondern spürt auch, dass eure Verbindung stark bleibt.
Erziehen mit Empathie – weil Grenzen keine Strafe sind Grenzen zu setzen bedeutet nicht Strafe, sondern das Leben in einer Gemeinschaft zu lernen. Begegne dieser Aufgabe mit Empathie und Verständnis für die Gefühle deines Kindes – und mit dem Bewusstsein, dass du als Erwachsene verantwortlich bist, ihm richtiges Verhalten vorzuleben. Statt nur das „Nein“ zu betonen, baue lieber positive Botschaften ein: „Du darfst mit diesem Spielzeug spielen, aber wir werfen es nicht.“ Sehr hilfreich ist auch, dein Kind zu loben, wenn es kooperiert: „Ich habe gesehen, dass du zugehört hast – danke, das ist sehr schön.“ So erfährt dein Kind, dass gegenseitiger Respekt Freude bringt und es sich gesehen fühlt. Grenzen sind der erste Schritt, ein bewusstes und empathisches Miteinander zu fördern – und sie helfen deinem Kind, zu einem einfühlsamen Menschen heranzuwachsen.
*Quellen: American Academy of Pediatrics – Positive Discipline and Setting Limits Zero to Three – Developmental Milestones & Behavior WHO – Nurturing Care for Early Childhood Development*
