Im Februar und März erleben wir das Phänomen am häufigsten: Die zehn Arbeitstage, die jedem Elternteil gesetzlich für die Betreuung eines kranken Kindes im Jahr zustehen, in Deutschland, sind ruckzuck aufgebraucht. Aber gerade kleine Kinder werden das ganze Jahr über krank. Kinder unter 4 Jahren haben durchschnittlich zwischen 6 und 20 Infektionen pro Jahr. Die Hoffnung, komplett von Grippe und Durchfallerkrankungen verschont zu bleiben, ist also wirklich naiv, wenn man sich die Statistik ansieht. Der Gedanke, dass Kinder ihre Tage fröhlich in der Kita verbringen und die Eltern kreativ am Arbeitsplatz sind, ist schlichtweg nicht vereinbar mit der Funktionsweise des Immunsystems kleiner Menschen. Übrigens, Alleinerziehende haben Recht auf die gesamte Anzahl der Elterntage von Vater und Mutter - also insgesamt 20 Tage. Bei zwei Kindern kann die doppelte Anzahl der Krankheitstage genutzt werden.
In Deutschland müssen für die Möglichkeit der Eltern, bei ihrem kranken Kind zu Hause zu bleiben, verschiedene Bedingungen erfüllt sein:
- das Kind ist unter 12 Jahre alt
- es liegt ein ärztliches Attest vor
- Betreuung und Pflege des Kindes zu Hause sind aus medizinischer Sicht notwendig
- Eltern und Kind müssen gesetzlich versichert sein
- keine Großeltern oder Au-pairs, die im selben Haushalt leben, können das Kind betreuen
Früher waren vor allem Mütter zu Hause bei ihren kranken Kindern, aber Studien zeigen, dass immer mehr Väter sich um ihre kranken Kinder kümmern. Dafür gibt es oft die ersten fünf Tage den vollen Lohn. Du solltest deinen Arbeitsvertrag aber genau überprüfen und/oder mit deiner Personalabteilung abklären, was für dich gilt. Nicht alle Unternehmen zahlen die ersten fünf Tage den vollen Lohn weiter, da dies nicht gesetzlich geregelt ist.
Sollte ein Elternteil die zehn gesetzlichen Krankheitstage pro Jahr aufgebraucht haben, kann man versuchen, die Tage vom anderen Elternteil zu übernehmen. Allerdings nur, wenn beide Eltern in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind. Du solltest eine solche Übertragung auf jeden Fall mit deinen beiden Arbeitgebern absprechen. Auf gar keinen Fall solltest du in die Versuchung kommen, dich selbst krank zu melden, wenn dein Kind krank ist. Im schlimmsten Fall könntest du damit eine fristlose Kündigung riskieren.
Obwohl das Recht auf Krankheitstage und Kinderkrankengeld seit Langem besteht und Arbeitgeber und Öffentlichkeit dies sehr gut wissen, und sich auch der Tatsache bewusst sind, dass kleine Kinder empfindliche Immunsysteme haben, finden es viele Eltern immer wieder schwer, ihren Arbeitgeber und ihre Kollegen darüber zu informieren, dass ihr Kind wieder krank ist. „Ist es wirklich möglich, dass sein/ihr Kleiner wieder krank ist?“ so der Flüsterton hinter dem Rücken von Eltern, die mit einem kranken Kind zu Hause geblieben sind. Als ob es nicht schon schwer genug wäre, die Arbeit ihres Kindes nachholen zu müssen, fühlen sich viele Eltern zusätzlich schuldig, weil ihre Arbeitskollegen von der Krankheit ihres Kindes betroffen sind.
Bereits am ersten Tag der Krankheit solltest du unbedingt zu Beginn deiner Arbeitszeit bei deinem Arbeitgeber anrufen und die Krankheit deines Kindes melden. Dein Chef hat kein Recht dir zu verbieten, auf dein Kind aufzupassen. Selbst wenn Fachkräfte fehlen, z. B. während einer Grippewelle oder einem wichtigen Termin, darf das Recht des Angestellten auf Freistellung nicht vom Arbeitgeber ausgeschlossen oder beschränkt werden.
Neben deinem Arbeitgeber muss auch die Krankenkasse informiert werden. Auch wenn der Arzt normalerweise eine Arbeitsunfähigkeit bei der Krankenkasse meldet, solltest du im Fall der Krankheit deines Kindes und der notwendigen Betreuung diese Bescheinigung immer selbst an deine Krankenkasse schicken. Da es im deutschen Recht keine Teilarbeitsunfähigkeit gibt, solltest du definitiv bis zur vollständigen Genesung deines Kindes zu Hause bleiben. Es gibt also keine Halbtags-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei Erkrankung eines Kindes.
Plane die Betreuung deines kranken Kindes
Wenn ihr zu zweit euer Kind betreut, solltet ihr die Aufteilung des Kinderkrankengeldes und der Krankheitstage gut miteinander besprechen und planen. Oft entstehen Konflikte darüber, wer nun an "der Reihe" ist, zu Hause zu bleiben um sich um das kranke Kind zu kümmern. Solche Diskussionen sind für keine Beziehung gut. Wenn dein krankes Kind sogar solche Gespräche oder Streitigkeiten mitanhört, kann das direkt schädlich sein. Daher ist Planung das A und O. So kannst du auch lästige Gespräche vermeiden, wenn du plötzlich auf der Arbeit von der Kita angerufen wirst, weil dein Kind Fieber hat und sofort abgeholt werden muss – und du dann deinen Terminkalender koordinieren und sicherstellen musst, dass eine solche plötzliche Krankheit nicht alles durcheinander bringt. Viele Eltern haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Tage nach Wochentagen aufzuteilen: "Wenn ich zum Beispiel montags und dienstags Bereitschaft habe, um auf plötzliche Krankheiten des Kindes zu reagieren, kann ich meine Termine idealerweise auf die anderen Tage verlegen." Auf die gleiche Weise kannst du dir Wochen und Monate aufteilen oder andere Lösungen finden, die für beide Elternteile passen. Die Lösungen hierfür sind immer individuell und sollten flexibel gehandhabt werden. Das Kinderkrankengeld, das 70 Prozent des Bruttoeinkommens beträgt, maximal aber 90 Prozent des Nettoeinkommens, sollte natürlich berücksichtigt werden. Im Durchschnitt beträgt das Krankengeld in Deutschland etwa 75 Prozent des Nettolohns.
Das Wichtigste bei der Betreuung eines kranken Kindes ist jedoch, abgesehen von all diesen praktischen Faktoren, dass du für dein krankes Kind da bist, es betreust, versorgst und alles tust, um es so schnell wie möglich gesund zu machen. Die "Bindungssysteme" des Kindes sind besonders empfindlich, wenn es sich unwohl fühlt oder krank ist - und die Betreuung durch die Eltern stärkt gerade in dieser Situation die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das kranke Kind muss spüren, dass du wirklich da bist, Zeit hast und dir Zeit nimmst. Sich bewusst zu machen, dass das Kind die Eltern gerade bei einer Krankheit besonders braucht, kann helfen, Stress abzubauen und sich weniger schuldig zu fühlen. Es ist einfach alles nicht selbstverständlich. Sei dir aber immer bewusst, dass die Krankheit des Kindes und seine Betreuung zu Hause auch eine Chance ist, deinem kleinen Kind wirklich nah zu sein.
Quelle(n):
- Bergström M., (2021) Lyhört föräldraskap. Bonnier Fakta
- Bergström M., (2012) Att bli mamma. Umgang mit und Gefühle bei der Erwartung, Geburt und Leben mit einem Baby. Bonnier Fakta