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Terminüberschreitung

Sie erhalten Ihren errechneten Geburtstermin (ET) – dann können Sie endlich Ihr ersehntes Kind in die Arme schließen. Dieses Datum rückt immer näher, und Vorfreude, Müdigkeit, Beschwerden und Ungeduld machen sich ständig bemerkbar. Dann verstreicht dieses Datum, und Sie haben Ihr Kind immer noch nicht treffen können.

Bitte denken Sie jetzt daran, dass der errechnete Geburtstermin eine reine Schätzung ist. Bei den allermeisten Frauen verstreicht dieser Termin, gerade wenn sie ihr erstes Kind erwarten. Auch wenn viele Frauen dies als frustrierend erleben, beinhaltet das Verstreichen des Termins aber immer auch Vorteile. Ihr Körper leitet die Geburt ein, wenn er dazu bereit ist.

Von einem frühen Zeitpunkt Ihrer Schwangerschaft hat sich Ihr Körper an diesen Zustand angepasst und bereitet die Geburt vor. Die Fugen im Becken lockern sich durch das Hormon Relaxin und werden beweglicher. Am Ende der Schwangerschaft – wenn der Kopf des Kindes sich hinunter durch das Becken bewegt und sich in bestimmten Fällen fixiert – werden diese Fugen noch stärker gelockert, und auch die Beweglichkeit des Beckens nimmt zu. Lassen Sie zu, dass dies Zeit in Anspruch nimmt. Auch der Muttermund reift und wird weicher. Beide Prozesse erhöhen die Chance, dass die Entbindung einen so guten Verlauf nimmt wie nur möglich, wenn die Geburt dann startet.

Ihr Kind benötigt vielleicht auch diese zusätzlichen Tage, um sich auf die Welt vorzubereiten. Bei der Geburt macht das Kind vier Drehbewegungen durch das Becken, die erste davon ist eine Flexion des Kopfes, d.h. der Kopf führt passiv eine Beugung durch – das Kinn wird zur Brust hin gebeugt. Die erste Rotation, die Flexion des Kopfes, beginnt oft schon vor Start der Wehen. Man spricht oft davon, dass das Kind sich im Becken „einstellt“. Das Kind tut dies, um seinen Umfang zu verringern, so dass der Durchtritt dann so geschmeidig wie möglich erfolgt. Genau wie Ihr Körper sich vorbereitet und anpasst, muss Ihr Kind dies ebenfalls tun.

Es ist nicht seltsam und völlig in Ordnung, wenn Sie bei einer Terminüberschreitung Frustration und Ungeduld empfinden. Vielleicht hilft es Ihnen, daran zu denken, dass diese Überschreitung dazu da ist, damit sich Ihr Körper und Ihr Kind vorbereiten, um die optimalen Voraussetzungen für Ihr erstes Treffen zu schaffen – für den Geburtstag Ihres Kindes.

Quelle(n): - Kaplan, A. (red.) (2009). Lärobok för barnmorskor. (3., omarb. uppl.) Lund: Studentlitteratur.