Chinelle-Rojas-018

Die erste Woche nach der Entbindung

Die kommenden Tage stellen vieles auf den Kopf. Sie und Ihr Körper müssen nach der Schwangerschaft und der Entbindung zur Ruhe kommen. Sehen Sie dies als eine Zeit der Umstellung, der Erholung, des Heilens und der Mutter-Kind-Bindung. Nach dem Ablösen des Mutterkuchens stellt sich Ihr Körper auf die Zeit nach der Schwangerschaft um. Dies bedeutet sowohl eine körperliche als auch psychische Umstellung, die von Hormonen gesteuert wird. Die in der Schwangerschaft dominierenden Hormone sinken jetzt auf niedrige Werte, andere Hormone schießen in die Höhe. Es ist keine Untertreibung, dies als hormonelle Achterbahnfahrt zu beschreiben – kein Wunder, dass Sie sich jetzt müde fühlen oder sich besonders nach Ruhe sehnen.

Oxytocin und Prolaktin

Die beiden Hormone, die diesen Prozess am meisten beeinflussen, sind Oxytocin und Prolaktin. Oxytocin stimuliert die Brustdrüsen zur Freisetzung der Milch, und Prolaktin sorgt für die Bildung der Muttermilch: aber auch wenn Sie nicht stillen, unterliegen Sie dieser Hormonumstellung.

Oxytocin und Prolaktin bewirken aber auch, dass Sie empfänglicher für völlig verschiedene Gefühle sind. Warum dies so ist, ist bisher ungeklärt. Einige Theorien vertreten die Auffassung, dass diese Emotionalität die Mutter-Kind-Bindung fördert.

Baby-Blues

Am Tag drei nach der Entbindung fühlen sich viele Frauen niedergeschlagen. Sie sind den Tränen nahe, ohne richtig zu verstehen, weshalb. Sie haben sicher bereits auch schon vom „Baby-Blues“ gehört. Diese Gefühle sind völlig normal: 80 % aller Frauen erleben dies nach ihrer Entbindung.

Diese Emotionen klingen sukzessiv dann in der ersten Woche ab. Dagegen wissen wir, dass Schlafmangel diese Symptome verstärkt, daher sollten Sie versuchen so viel wie möglich zu schlafen und zu ruhen – auch tagsüber, wenn die Nächte unruhig sind. Sprechen Sie mit Ihren Lieben darüber, wie es Ihnen geht, aber auch darüber, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, dass Sie die Entlastung und den Schlaf bekommen, den Sie unbedingt benötigen.

Erholung

Die Erholung nach einer Entbindung wird dadurch erleichtert, wenn Sie genügend essen, trinken und ruhen. Dies gilt sowohl für die körperliche als auch psychische Erholung. Seien Sie Ihrem Kind nahe, kümmern Sie sich um sich selbst, und stellen Sie Alltag und Umfeld erst einmal zurück.

Viele Eltern verspüren den Druck, frühzeitig Besuch zu empfangen und erleben, dass Familie und Freunde gar verlangen, dass sie im Kreis der Familie oder Freunde wieder präsent sind, obwohl sie vielleicht dazu noch gar nicht bereit sind. Diese ersten Tage zuhause sind besonders entscheidend – vor allem, weil Sie gerade eine Entbindung hinter sich haben, aber auch für Sie als Familie. Die Eltern-Kind-Bindung, das Stillen und Füttern sowie Ihre eigene Erholung brauchen Zeit, und Ihre eigenen Gefühle müssen jetzt ganz einfach im Mittelpunkt stehen dürfen. Vertrauen Sie diesen Gefühlen und Ihrer Intuition, und entscheiden Sie danach, was sich für Sie richtig oder falsch anfühlt.

Die Gebärmutter ist ein Muskel, und vor der Schwangerschaft sieht dieser Muskel aus wie eine Faust, die dann im Laufe der Schwangerschaft so wächst, dass sie das wachsende Kind aufnimmt. Jetzt beginnt die Gebärmutter, sich auf ihre ursprüngliche Größe zusammenzuziehen. Durch dieses Zusammenziehen zieht sich auch die Wundfläche an der Stelle zusammen, wo die Plazenta gesessen hat –, deshalb verringert sich die Blutung, und diese wunde Stelle kann abheilen.

Wochenfluss

In den ersten Tagen bluten Sie hellrot von der Stelle aus, an der die Plazenta gesessen hat, und diese Blutung kann im Vergleich zu einer Menstruation etwas reichlicher sein. Man bezeichnet dieses erste Stadium als Wochenfluss. Die Blutung verändert sich im Laufe der Zeit von der Menge und vom Aussehen her: vom klaren Rot einer frischen Blutung bis hin zu einem dunkleren Rot und danach zu braunem, koaguliertem Blut. Nach einigen Wochen ist dieser Ausfluss weißgelb – diese Wundflüssigkeit ist ein Zeichen für das Abheilen der Wunde. Dieser Ausfluss hat einen charakteristischen Geruch, aber wenn dieser Geruch sehr stark und unangenehm ist, kann dies auf eine Infektion hindeuten.

Nachwehen

Das Zusammenziehen (Kontraktion) der Gebärmutter erleben viele Frauen wie Nachwehen. Dieser Schmerz entsteht durch das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur, genau wie bei den Wehen – jetzt aber mit dem Ziel, dass die Gebärmutter ihre normale Größe wieder einnimmt. In vielen Fällen kommt es beim Stillen zu diesen Kontraktionen, da das Stillen u.a. bewirkt, dass die Gebärmutter sich zusammenziehen kann. Probieren Sie bei Bedarf ein Wärmekissen aus. Nach dem zweiten Kind können diese Nachwehen erheblich schmerzhafter sein, das ist völlig normal.

Schwellung und Empfindlichkeit

Viele Frauen sind in der ersten Zeit nach der Geburt schmerzempfindlich und geschwollen –, deshalb sollten Sie beispielsweise beim Toilettenbesuch vorsichtig sein. Eine gekühlte Binde kann bei Schwellungen hilfreich sein, und wenn Sie diese Binde anfänglich häufig wechseln, verringern Sie die Gefahr einer Infektion. Nehmen Sie bei Bedarf in Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin/Ihrer Hebamme ein Schmerzmittel, sodass Sie aufstehen und sich bewegen können, denn durch Bewegung wird die Heilung erleichtert.

Generell sollten Sie sich täglich besser fühlen. Schwellungen können kommen und gehen, aber Sie sollten den Eindruck haben, dass es vorangeht. Blutung und Schmerzen werden sukzessiv weniger, dürfen aber nicht zunehmen. Kommt es in der ersten Woche zu einer vermehrten Blutung, sollten Sie sich an Ihre Hebamme wenden. Dies kann darauf beruhen, dass Reste der Plazenta oder Fruchtblase in der Gebärmutter verblieben sind, die sich daher nicht zusammenziehen kann, weshalb dann auch die Blutung nicht aufhört.

Versuchen Sie, Flüssigkeit aufzunehmen und nicht nur stillzusitzen –, denn auch Ihr Magen muss nach der Geburt wieder in Gang kommen – dies kann für viele schwierig sein. Essen Sie am besten Obst oder trinken Sie Saft mit solchem Inhalt, dass die Verdauung erleichtert wird – beispielsweise getrocknete Pflaumen, Birnen oder Kiwi. Wenn der Toilettenbesuch für Sie unangenehm ist, können Sie probieren, zur Unterstützung eine Binde gegen den Damm zu halten. Auf diese Weise spüren Sie die Belastung genauer, und in vielen Fällen ist der Toilettenbesuch somit weniger unangenehm.

Wenn Sie stillen

Ungefähr am Tag 3-4 schießt die reife Muttermilch ein, Ihre Brüste erleben Sie als angespannt. Stillen Sie entsprechend den Signalen Ihres Kindes, und wenn sich das Stillen nicht gut anfühlt, bitten Sie frühzeitig um Hilfe. Wenn Sie warmes Wasser über die Brüste laufen lassen, kann dies bei der Freisetzung der Milch helfen und die größten Spannungen lindern. Für einige Mütter ist das Stillen ein ganz natürlicher Prozess – aber viele benötigen Unterstützung und Hilfe, damit das Stillen sich gut anfühlt – und für einige Mütter wird das Stillen auch nicht die beste Alternative sein. Für alle Mütter, die Tipps und Ratschläge benötigen, haben wir daher einen Still-Leitfaden zusammengestellt, der eine Fülle von Themen enthält, von Stillhormonen bis hin zum Stillen nach einem Kaiserschnitt. Dort finden Sie auch erklärende Filme, u. a. über das Ausstreichen der Milch von Hand sowie Ratschläge für den Fall, dass das Kind nicht nach der Brust verlangt. Sie finden diese Artikel unter Artikel & Werkzeuge sowie das Videomaterial über das Stillen im Abschnitt Play.

Alle Frauen haben das Recht auf Hausbesuche durch eine Hebamme, die in den ersten 10 Tagen täglich zu Ihnen nach Hause kommt – anschließend dann auch weiter regelmäßig (weitere maximal 16 Besuche in den ersten 12 Wochen), bis zu dem Zeitpunkt, wo Sie sich sicher mit dem Stillen fühlen und eventuelle Wunden abgeheilt sind. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre persönliche Hebamme bereits während der Schwangerschaft auswählen und kontaktieren. In einigen Regionen herrscht ein Mangel an „Wochenbetthebammen“. Sie können nach Ihrer Hebamme suchen unter: www.ammely.de

Wenn Sie mit Kaiserschnitt entbunden haben

Ein Kaiserschnitt ist eine umfassende Bauchoperation, und nach einem Kaiserschnitt müssen verschiedene Schichten zusammenheilen, was Erholung voraussetzt. Sie werden durch diese Heilung bei der Ausführung bestimmter Bewegungen begrenzt sein und benötigen sicher auch häufiger Unterstützung bei einigen Bewegungen. Anfänglich benötigen Sie Schmerzmittel, in vielen Fällen ist die Kombination von Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Medikamenten sehr wirkungsvoll. In einigen Fällen sind Morphium-haltige Präparate angesagt, hier finden Sie zusammen mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin das für Sie optimale Gleichgewicht.

Einerseits ist es wichtig, dass Sie nicht zu starke Schmerzen haben, andererseits sollten Sie versuchen, so frühzeitig wie möglich aufzustehen und sich wieder zu bewegen. Morphium beeinträchtigt auch die Verdauung: der Darm arbeitet träger. Die Darmbewegungen sind bereits nach einer Operation beeinträchtigt, und es ist wichtig, dass die Verdauung in Gang kommt, ansonsten können weitere Schmerzen und Beschwerden auftreten. Wenn Sie Schmerzen hinauf zu den Schultern verspüren, hat dies auch in den meisten Fällen mit Ihrem Bauch zu tun. Man spricht hier von einstrahlenden Schmerzen, die nach einem Kaiserschnitt typisch sind: Luft und Gase verbleiben nach der Operation im Bauchraum. Ist dies der Fall, kann ein Wärmekissen helfen, das Sie auf den schmerzenden Bereich auflegen.

Am allerbesten hilft nach Magen-Darm-Beschwerden nach dem Kaiserschnitt jedoch die Mobilisierung – d. h. Bewegung. Wahrscheinlich fällt Ihnen diese Bewegung nicht ganz leicht, und im Anschluss haben Sie sicher auch Schmerzen, was unangenehm sein kann. Das Pflegepersonal Ihrer Geburtsklinik hat gute Tipps, wie Sie aus dem Bett aufstehen und wie Sie sich in den ersten Tagen belasten sollten. Beim Aufstehen aus dem Bett sollten Sie damit beginnen, sich zunächst auf die Seite zu legen und dann die Arme anstatt der Bauchmuskulatur belasten, um sich aufzusetzen. Achten Sie darauf, dass jemand mit anwesend ist, wenn Sie versuchen, sich das erste Mal aufzustellen. Wenn Sie aus verschiedenen Gründen nicht aufstehen oder in den ersten Tagen nicht gehen können, ist es von Vorteil, wenn Sie sich wenigstens auf die Bettkante setzen und mit den Beinen „Fahrrad fahren“, um den Blutkreislauf in Gang zu bekommen und auf diese Weise die Gefahr einer Thrombose zu verringern. Wenn Sie z. B. beim Husten oder bei Anstrengung Schmerzen haben, kann es von Vorteil sein, dass Sie ein Kissen gegen den Bereich der Narbe halten.

Der erste Verband bleibt in der Regel 2-5 Tage auf der Wunde, je nachdem, welches Verbandsmaterial verwendet wurde. Ihre Hebamme hilft Ihnen beim Verbandswechsel. Sie können wie gewohnt duschen, auch mit diesem Verband. Achten Sie auf Anzeichen einer Infektion, z. B. Wundflüssigkeit, Rötung, Schwellung oder Schmerzen. Sie sollten auch nach einem Kaiserschnitt kein Fieber haben. Erleben Sie solche Symptome, kann dies auf eine Infektion hindeuten und möglicherweise wird Sie dann Ihre Hebamme weiter an Ihre Geburtsklinik verweisen.

Quelle(n):

  • Deutscher Hebammenverband DHV
  • Janson, P.O. & Landgren, B. (red.) (2010). Gynekologi. (1. uppl.) Lund: Studentlitteratur.
  • Kaplan, A. (red.) (2009). Lärobok för barnmorskor. (3., omarb. uppl.) Lund: Studentlitteratur.
  • Myles, M.F., Marshall, J.E. & Raynor, M.D. (red.) (2014). Myles textbook for midwives. (16th edition). Edinburgh: Elsevier.
  • Savage S. J. (2020). A Fourth Trimetser Action Plan for Wellness. The Journal of Perinatal Education. Apr 1;29(2):103-112. DOI: 10.1891/J-PE-D-18-00034
  • Stewart E. D. & Vigod N. S. (2019). Postpartum Depression: Pathophysiology, Treatment, and Emerging Therapeutics. Annu Rev Med. Jan 27;70:183-196. DOI: 10.1146/annurev-med-041217-011106
  • Sutton D. C. & Carvalho B. (2017). Optimal Pain Management After Cesarean Delivery. Anesthesiol Clin. Mar;35(1):107-124. DOI: 10.1016/j.anclin.2016.09.010