Vielleicht sind die stärksten Schwellungen oder Schmerzen jetzt abgeklungen. Sie können einen Spaziergang machen, solange Ihnen dies guttut. Beginnen Sie dabei in einem langsamen Tempo, auch mit kürzeren Strecken. Es ist gut, wenn Sie frühzeitig und vorsichtig wieder damit beginnen, Ihren Beckenboden zu aktivieren – aber kein starkes An- oder Entspannen, sondern vorsichtiges Üben einmal pro Tag.
Es ist gut, wenn Sie mit Training Ihren Beckenboden in ruhigem Takt stärken – vorausgesetzt, Sie haben den Eindruck, dies ist möglich und es entsteht keine vermehrte Blutung und es treten keine weiteren Beschwerden auf. Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck: es reicht völlig aus, wenn Sie einmal täglich leicht den Beckenboden anspannen und entspannen und daran denken, bei jedem Heben leicht den Beckenboden zu aktivieren. Wenn Sie sich dabei bequem fühlen, können Sie sukzessiv beginnen, Ihren Beckenbodens regelmäßiger zu trainieren. Erhöhen Sie Intensität und Frequenz Schritt für Schritt, wenn sich dies für Sie gut anfühlt – wenn Sie unsicher sind, ob Sie dabei richtig vorgehen oder wenn Sie andere Beschwerden feststellen, sollten Sie sich an Ihre Hebamme wenden, die Sie weiter berät.
Viele Frauen erleben, dass sie unter Druck gesetzt werden, frühzeitig mit dem Beckenbodentraining wieder zu beginnen – Grund dieser Empfehlung ist aber, dass sich herausgestellt hat, dass sich dadurch langfristig Beschwerden verringern – es zu verringerten vaginalen Schwellungen kommt und der Heilungsprozess generell nach der Geburt positiv beeinflusst wird, wenn Mütter nach der Entbindung den Beckenboden täglich aktivieren.
Es ist jedoch nie zu spät, mit diesem Training in Gang zu kommen. Wenn Sie sich nicht in dieser Woche dafür entscheiden, können Sie natürlich auch in der kommenden Woche noch damit beginnen.
Da ein Reflexzusammenhang zwischen Beckenboden und Milchdrüsen besteht, wird davon abgeraten, dieses Training während des Stillens durchzuführen. Wird der Beckenboden beim Stillen trainiert, besteht die Gefahr, dass die Drüsen sich zusammenziehen und die Milch nicht richtig fließen kann. Trainieren Sie am besten NACH dem Stillen.
Ein weiterer sinnvoller Tipp, um Ihrem Körper gute Voraussetzungen der Erholung zu verschaffen, besteht darin, Bauchmuskulatur und Zwerchfell anzuspannen. Dies ist kein Stärketraining und kein Muss – aber ein sinnvoller Tipp, wenn Sie dazu Lust und Energie haben. Legen Sie sich hin und spüren Sie, dass Sie die Bauchmuskeln aktivieren. Dies sollte sich so anfühlen, als würde Ihr Bauch eine leichte stärkere Spannung bekommen oder aktiviert werden – und denken Sie stets an die Atmung. Halten Sie diese Spannung einen kurzen Augenblick – 5-10 Sekunden – und wiederholen Sie dieses Anspannen dann 8-10 Mal.
Verschiedene Gefühle sind erlaubt
Man sagt, dass Neugeborene zwischen 16-22 Stunden pro Tag schlafen – aber trotzdem ist der Alltag für die Eltern völlig verändert. Manchmal kann es sogar so sein, dass man kaum Zeit für eine Dusche findet oder um allein zur Toilette zu gehen. Die Nächte vermitteln vielleicht auch nicht das Gefühl, dass man wirklich zur Ruhe kommt, und weil das Kind noch keinen eigenen Tagesrhythmus entwickelt hat, wacht es vielleicht häufig mehrmals pro Nacht auf. Versuchen Sie daher, auch am Tage zu ruhen und zu schlafen, während Ihr Kind schläft – lassen Sie schmutziges Geschirr oder Wäsche einfach liegen, und bitten Sie andere um Hilfe. Den wichtigsten Ratschlag, den wir Ihnen gerne geben möchten, besteht darin, dass Sie von sich selbst nicht zu viel fordern und die Zuversicht verspüren, dass Dinge mit der Zeit leichter werden.
Mütterliche Gefühle zu entwickeln oder vielleicht sogar eine bedingungslose, überwältigende Liebe zu Ihrem Kind – all das kann sich direkt einstellen oder auch mehr Zeit beanspruchen. Benötigen Sie mehr Zeit, ist damit in keiner Weise gesagt, dass Sie Ihr Kind weniger lieb haben, als wenn Sie diese spontane, große Liebe erleben – mitunter kann es dauern, dass sich diese Liebe zu Ihrem Kind entwickelt, und dann sollten Sie auch sich und Ihrem Kind Zeit schenken, diese Liebe wachsen zu lassen. Die Mutter-Kind-Anbindung ist abhängig von der hormonellen Umstellung – gleichzeitig davon, wie müde Sie sich fühlen – und manchmal schafft der Körper einfach nicht mehr. Einige Frauen stehen immer noch unter dem Eindruck, dass Sie etwas Großartiges durchgemacht haben – Schwangerschaft und Entbindung.
Daher kann es diese Frauen buchstäblich überwältigen, dass die Entbindung jetzt geschafft ist. Alle diese Gefühle sind zu diesem Zeitpunkt jetzt ganz normal – es gibt ganz verschiedene Reaktionen und Gefühle, es darf sie geben und sie dürfen auch den Platz erhalten, den sie beanspruchen – und auch gleichzeitig. Vielleicht fühlen Sie sich in einem Augenblick traurig und niedergeschlagen, im nächsten Augenblick voller Liebe und Glück. Sie können sowohl Ihr Kind lieben, als auch empfinden, dass Sie selbst einmal allein sein möchten. Die Nähe zu Ihrem Kind und der Beginn einer völlig neuen Relation sind ein Prozess, der Zeit braucht. Schenken Sie sich diese Ruhe und diese Zeit, und versuchen Sie, keinerlei Stress angesichts Ihrer Gefühle zu empfinden – auch wenn dieser Stress etwas ist, den viele Mütter erleben.
Verbringen Sie viel Zeit mit einem Haut-zu-Haut-Kontakt mit Ihrem Kind und seien Sie präsent – aber versuchen Sie auch immer, Zeit für sich selbst abzuzweigen und Abläufe einzuführen, die zu Ihrer eigenen Entspannung und Erholung beitragen. Fällt es Ihnen schwer, Zeit für die eigene Erholung abzuzweigen, können Meditation und Entspannungsübungen hilfreich und sinnvoll sein.
Quelle(n): - Deutscher Hebammenverband DHV - Hatice Kahyaoglu Sut. & Petek Balkanli Kaplan. (2016). Effect of pelvic floor muscle exercise on pelvic floor muscle activity and voiding functions during pregnancy and the postpartum period. Neurourol Urodyn.l Mar;35(3):417-22. DOI: 10.1002/nau.22728 - Janson, P.O. & Landgren, B. (red.) (2010). Gynekologi. (1. uppl.) Lund: Studentlitteratur. - Kaplan, A. (red.) (2009). Lärobok för barnmorskor. (3., omarb. uppl.) Lund: Studentlitteratur. - Myles, M.F., Marshall, J.E. & Raynor, M.D. (red.) (2014). Myles textbook for midwives. (16th edition). Edinburgh: Elsevier. - Savage S. J. (2020). A Fourth Trimetser Action Plan for Wellness. The Journal of Perinatal Education. Apr 1;29(2):103-112. DOI: 10.1891/J-PE-D-18-00034 - Stewart E. D. & Vigod N. S. (2019). Postpartum Depression: Pathophysiology, Treatment, and Emerging Therapeutics. Annu Rev Med. Jan 27;70:183-196. DOI: 10.1146/annurev-med-041217-011106